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Kultur: Et voilà!

Viele Angelsachsen, paar Franzosen, tolle Exoten: 22 Filme laufen im Wettbewerb von Cannes.

Liebe? Immer wieder gern genommen, auch in Filmtiteln. Allein deutsche Datenbanken verzeichnen über 1500 Treffer. Nun kommen ein paar neue hinzu, frisch auf der Wettbewerbsliste des 65. Festivals von Cannes. Gleich zwei aus Österreich, einer aus dem Iran – und sie könnten unterschiedlicher nicht sein.

Michael Haneke, Palmen-Sieger von 2009 („Das weiße Band“), ist mit „Amour“ dabei, der Geschichte eines alten Musikprofessorenpaars, das durch den leichten Schlaganfall der Frau aus der seelischen Bahn gebracht wird. Jean- Louis Trintignant und Emmanuelle Riva spielen die Hauptrollen, Isabelle Huppert deren Tochter. Wo Haneke kühl auf die Menschenwelt blicken mag, hält es Ulrich Seidl („Hundstage“) mit der unbarmherzigen Ausleuchtung psychischer Abgründe. In „Paradies: Liebe“ erzählt er von älteren Europäerinnen, die sich an kenianischen Stränden junge Schwarze kaufen, tja, für die Liebe.

Ein Cannes-Neuling eröffnet am 16. Mai den Wettbewerb: Wes Anderson („Darjeeling Limited“) bringt der Croisette mit „Moonrise Kingdom“, der Geschichte um ein junges Paar, das aus einer Kleinstadt verschwindet, jede Menge Stars: Bill Murray, Frances McDormand, Edward Norton, Tilda Swinton, Bruce Willis, Harvey Keitel – das Paar selbst wird von Kara Hayward und Jared Gilman gespielt. Zum Abschluss am 27. Mai steht, außer Konkurrenz, mit „Thérèse Desqueyroux“ nach dem Roman von François Mauriac das Vermächtnis des jüngst verstorbenen Claude Miller auf dem Programm. Audrey Tautou spielt die Hauptrolle.

Prächtig präsent sind diesmal die Angelsachsen. „Precious“-Regisseur Lee Daniels hat den Thriller „The Paperboy“ mit Robert Pattinson im Rennen, Andrew Dominik bringt „Killing Them Softly“ mit Brad Pitt, und John Hillcoat („The Road“) hat mit „Lawless“ einen Stoff aus der USDepressionsära dabei. Apropos Wirtschaftskrise: David Cronenberg erzählt in seiner Don-DeLillo-Verfilmung „Cosmopolis“ vom Absturz eines Wall-Street- Spekulanten, während die Helden in Ken Loachs „The Angel’s Share“ eher komödiantisch individuelle Wirtschaftskrisen zu beheben suchen. Und Jeff Nichols („Take Shelter“) zeigt mit „Mud“ ein TeenagerDrama aus dem Süden der USA.

Mit drei Filmen eher schmal, aber vielversprechend der Beitrag der Franzosen: Léos Carax ist mit „Holy Motors“ eingeladen, seinem ersten Film seit „Pola X“ (1999). Jacques Audiard („Un prophète“) erzählt in „De rouille et d’os“ eine Liebesgeschichte. Und Altmeister Alain Resnais steuert „Vous n’avez encore rien vu“ bei. Das heißt „Ihr habt noch nichts gesehen“ – und tatsächlich, über seinen neuen Film weiß man noch nahezu nichts.

Ähnliches gilt für „Jagten“ des Dänen Thomas Vinterberg, „Nach der Schlacht“ des Ägypters Yousry Nasrallah oder „Post Tenebras Lux“ von Carlos Reygadas. Aber der Mexikaner erfindet ohnehin mit jedem Film das Kino neu. Und was wissen wir über „Like Someone in Love“ des Iraners Abbas Kiarostami, außer dass er Cannes den dritten Liebestitel liefert? Der Film spielt in Japan! Dafür brilliert Isabelle Huppert für den Koreaner Hong Sangsoo in gleich drei Hauptrollen; sein Landsmann Im Sangsoo untersucht die Geheimhaltungsnöte eines Privatsekretärs, während Walter Salles sich mit „On the Road“ auf die Spuren Jack Kerouacs begibt. Außerdem im Wettbewerb: Sergej Loznitsa mit der deutschen Koproduktion „Im Nebel“, einem Weltkriegsdrama, der Regisseur lebt in Berlin. Matteo Garrone mit „Reality“ über die „Big-Brother“-Welt. Und der große Rumäne Cristian Mungiu mit „Beyond the Hills“: Eine Frau will ihre Freundin aus dem Kloster locken – nach Deutschland.

Und die Deutschen selbst? Nur Fatih Akin hat, in einer Sondervorführung, einen eigenen Langfilm in Cannes, eine Doku über den Widerstand von Dorfbewohnern gegen den Bau einer Müllkippe. Venceremos! Jan Schulz-Ojala

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