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© Brigitte Friedrich

Kultur: Etschelbetschel

Zum Tod des Lyrikers Peter Maiwald

Das Lebensmittel Poesie, hat Peter Maiwald einmal geschrieben, könne „sieben Hungerarten“ befriedigen: „Es sind dies die Altgier, die Neugier, die Wortlust, der Trauerdurst, der Lachreiz, der Menschenkitzel und der Appetit auf Schönheit.“ Als Schriftsteller brauchte der aus der schwäbischen Provinz stammende Maiwald einige Jahre, um sich von den Doktrinen seiner kommunistischen Genossen freizuschwimmen und in sich den Appetit auf Schönheit zu wecken. In seinen frühen Texten exponierte er sich noch als williger Vollstrecker einer parteikommunistischen Rationalität. Der Aktivist der DKP fiel jedoch 1984 als Redakteur der Zeitschrift „Düsseldorfer Debatte“ bei der Partei in Ungnade und wandelte sich zum Virtuosen einer derb-vitalistischen Liebespoesie. In seinem Band „Balladen von Samstag auf Sonntag“ (1984), der sein größter Erfolg wurde, brillierte er mit volkstümlichen Liebes-Balladen, Sonetten und politischen Moritaten, die ihn als gelehrigen Schüler Brechts auswiesen. Freunde einer offenen Poetik belächelten seinen Traditionalismus der Form als ästhetische Regression. Maiwald reagierte auf seine Art – mit der Verfeinerung seiner poetischen Leichtigkeit im Sprachspiel des Kinderreims. In seinem letzten Gedichtbuch „Die Mammutmaus sieht wie ein Mammut aus“ (2006) gibt es das „Etschelbetschel“, ein spottlustiges Wesen, das seine Existenz nur seinem lautmalerischen Namen verdankt. Damit waren von den sieben Hungerarten der Poesie auch die „Wortlust“ und der „Lachreiz“ befriedigt. Am Montag ist Peter Maiwald im Alter von 62 Jahren in Düsseldorf gestorben. Michael Braun

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