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Am Strand von Thessaloniki.

© AFP

Europäische Kulturtage in Berlin: Rendezvous am Weißen Turm von Thessaloniki

Das Berliner Museum Europäischer Kulturen widmet seine "Europäischen Kulturtage" der Stadt Thessaloniki mit Fotografie, Film und Musik.

Die Strandpromenade zieht sich in einem sanften Schwung kilometerlang hin, wie ein Amphitheater schaut die Stadt aufs Meer. Man kann in Thessaloniki träumend sich verlieren, ohne Probleme. Die Geschichte der großen Stadt im Norden Griechenlands begegnet einem dennoch auf Schritt und Tritt. Hier ist Balkan, hier ist Orient, hier ist Europa. Die Egnatia geht auf die Antike zurück, eine Hauptverbindungsstraße des Römischen Reichs.

Das Museum Europäischer Kulturen, als letztes vom staatlichen Ausstellungskomplex in Dahlem verblieben, widmet seine „Europäischen Kulturtage“ dieses Jahr der Stadt, deren Name an einen Sieg der Makedonen über die Thessalier erinnert. Eine Fotoausstellung steht im Mittelpunkt: 50 Alltagseinstellungen, „Looking at time through moments 1900– 2017.“ In Thessaloniki, am Hafen, ist das Museum of Photography zu Hause, das einzige seiner Art im Land. Sein Leiter Hercules Papaioannu hat die Bilder für Berlin ausgewählt: Fotografie, das sei zugleich Erinnern und Vergessen, ein Ausschnitt.

In Thessaloniki buchstabiert man Kultur und Krise zusammen

Immer wieder trifft man auf den Weißen Turm, das Wahrzeichen der Stadt an der Uferstraße. Das erste Bild, über hundert Jahre alt, zeigt ihn noch mit einer Wehrmauer. Und immer wieder Soldaten: aus dem Osmanischen Reich, die vertrieben wurden von den Alliierten im Ersten Weltkrieg. Und dann ist da, furchtbarer als eine ganze Armee, ein einzelner Wehrmachtssoldat: Die Deutschen haben im Zweiten Weltkrieg Thessaloniki besetzt und die jüdische Tradition der Vielvölkermetropole zerstört. 50 000 Menschen wurden deportiert und ermordet.

Aus dem reichen Bestand des Fotomuseums blitzen diese Momente auf: Demonstrationen gegen die Militärdiktatur, Kinder am Strand, das Messegelände, die Platia Aristotelous, einer der schönsten Plätze Europas. Thessaloniki ist eine Stadt, die sich dem Besucher sogleich öffnet. Ihren komplizierten Charakter muss man sich dann erschließen.

Berühmt sind die Filme von Theo Angelopoulos, der gern in Thessaloniki drehte – an einem Ort, der oft zerstört und wieder aufgebaut wurde, wo Krise und Kultur zusammen zu buchstabieren sind. Eine junge Stadt, die oft einen aktiveren Eindruck macht als die Hauptstadt Athen. Zu den „Europäischen Kulturtagen“ bietet das Dahlemer Museum Filme, Musik und Podiumsgespräche. Am kommenden Sonntag veranstaltet die Hellenische Gemeinde ab 16 Uhr ein Gartenfest. R. S.

Die Kulturtage laufen bis zum 9. September, weitere Infos: www.smb.museum.mek

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