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Kultur: Ewiges Alter

Eine

von Peter von Becker

Sie heißen, voller Würde und Sarkasmus, „die Unsterblichen“ – jene zumeist betagten Herren und erst seit 25 Jahren auch Damen der Académie francaise, die einst von Kardinal Richelieu, dem Inbegriff der Grauen Eminenz, gegründet wurde. Ein Hauch von stolzem MethusalemKompex hat am Montagabend auch die Berliner Akademie der Künste gestreift. Selten waren so viele graue oder eher schon silberfädige Eminenzen versammelt wie bei der ersten Präsentation des ersten Bandes der Memoiren von Peter Wapnewski. Der weise Gelehrte hatte eine Republik des Geistes und der Künste um sich geschart, von Loriot alias Vicco von Bülow bis Imre Kertész, doch Wapnewski repräsentierte einmal mehr auch die Eminenz des Witzes. Der Geistesgegenwart. Hatten die Vorredner Adolf Muschg und Michael Naumann in ihren klugen hübschen Zueignungen noch Goethe und den mystischen Meister Eckehard zitiert, nahm der am Silberknaufstock hochaufgerichtet den Malaisen der Betagtheit trotzende Wapnewski das Alter jenseits der Dichtung sofort als Wahrheit an. Von Unsterblichkeit keine Rede, bestenfalls gebe es die „Hoffnung auf die Überlebensfähigkeit des Autors“, mit welcher der Berlin Verlag die Aussicht auf den zweiten Band der W.-Memoiren begründe. Nein, das Altwerden sei durch keine Fiktion der ewigen Jugend zu verklären, das Furchtbare sei vielmehr: „Im Alter trifft man lauter alte Leute. Und muss plötzlich feststellen: Sie sind alle jünger als man selbst!“ Und was gibt einem die eigene Lebensbeichte auf? „Das Problem einer Autobiografie ist: Es muss zu Lebzeiten geschehen!“ Schöner hat noch keiner seine Konfession und Diskretion erklärt.

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