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Kultur: Experimentell

"Dieses Konzert hat mich um zehn Jahre jünger gemacht.Noch mehr davon, und ich werde wohl bald meinen zehnten Geburtstag feiern können", bedankte sich der tschechische Komponist Petr Eben bei den Musikern, die ihm dieses "Portrait nach Noten" zum 70.

"Dieses Konzert hat mich um zehn Jahre jünger gemacht.Noch mehr davon, und ich werde wohl bald meinen zehnten Geburtstag feiern können", bedankte sich der tschechische Komponist Petr Eben bei den Musikern, die ihm dieses "Portrait nach Noten" zum 70.Geburtstag geschenkt hatten.Es entsprach seiner Persönlichkeit: nicht spektakulär sich in den Vordergrund drängend, sondern von gewinnender Liebenswürdigkeit, dabei handwerklich versiert und ungeheuer vielseitig.Darauf scheint die gesellschaftliche Entwicklung seines Landes keinen geringen Einfluß gehabt zu haben - zumindest wirkt die neuere Kammermusik frischer und experimentierfreudiger, während die Werke der fünfziger Jahre, als weder von "Prager Frühling" noch "samtener Revolution" etwas zu ahnen war, Rückzug in Romantik und Mittelalter halten.Das gilt besonders für die "Sechs Minnelieder" für Mezzosopran, Harfe und Klavier von 1951, die nach Originaltexten verschiedene europäische Musikstile authentisch herauszuarbeiten versuchen.Ulrike Bartsch darf so ihr warmes Timbre bei Walther von der Vogelweides "Tandaradei" mit Richard-Strauss-Flair aufleuchten lassen, im altitalienischen Madrigalstil dramatisch auftrumpfen und den lebhaften Chanson-Ton der Balladen des François Villon anschlagen.Einen gewissen französischen Einfluß zeigen auch "Drei leise Lieder" nach Frantisek Halas, in deren schlichte Gesangslinien sich sanfte Flötengirlanden mischen.Eher als in der neoklassisch-konventionellen Sonate von 1957 kann der Flötist Klaus Schöpp mit den 1970 entstandenen "Miniaturen" überzeugen, deren knappe melodische Zeichnungen er ebenso mit beweglichem Witz wie mit klangvoller Ruhe erfüllt, einfühlsam unterstützt von Yoriko Ikeya am Klavier.Mit Schöpp konkurriert Rafael Grosch um den Rang als ausdrucksvollster Solist des Abends, derzeit stellvertretender Solo-Oboist an der Komischen Oper."Amoroso" (1975) - in nahezu "zwölftönig" gespannten Intervallschritten zu Beginn vielleicht das "modernste" Stück des Abends - gibt ihm in manchen dramatischen Aufschreien und Viertelton-Klagen Gelegenheit zum sprachähnlichen Einsatz seines Instruments.Mit dem gänzlich anders gearteten Werk "Risonanza per arpa solo", das ironisch-verspielt aus Mozarts "Don Giovanni"-Menuett zitiert, hat dagegen die Harfenistin Katharina Hanstedt ihren großen Auftritt.

Ein sehr persönlicher Abend, der als Gesprächskonzert im Musikclub bei handverlesenem Publikum vielleicht noch besser aufgehoben gewesen wäre, aber auch im Kleinen Saal den Komponisten als Meister einer melodiösen, archaisch inspirierten und verständnisheischenden Moderne zeigte.

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