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Rassismusforscher. Iggy Malmborg (l.) und Johannes Schmit.

© Ralf Hauenschild

Experimentelles Theater: Theaterdiscounter: Weiß plus weiß gleich braun

In dem Performance-Stück geht es um Rassismus, am Ende liegt Kot auf der Bühne - ein „unkontroverser Haufen“, sagen die Künstler. Der Berliner Blackface-Debatte hatten sie ansonsten nichts hinzufügen.

Die Länge des Abends hängt von der Wirkung eines schwedischen Abführmittels und der Geduld des Publikums ab. Das deutsch-schwedische Duo Iggy Malmborg und Johannes Schmit will in der Performance-Reihe „White on White“ Weißseinsforschung betreiben, Rassismus und Vorurteilen auf den Grund gehen. Am Ende soll ein Haufen Exkremente auf die Bühne des Theaterdiscounters gesetzt werden, ein ausdrücklich „nicht kontroverser“ Haufen, versprochen.

Malmborg und Schmit fabulieren übers Weißsein, doch wer glaubt, vor dem Hintergrund der Blackfacing-Debatte um das Schlossparktheater-Stück „Ich bin nicht Rappaport“ mit Didi Hallervorden neue Anregungen zu erhalten, wird enttäuscht. Dabei ist der Ansatz da: Zwei weiße Schauspieler, die sich in ihren Muttersprachen nicht verständigen können und deshalb miteinander Englisch sprechen. Gleiche Hautfarbe macht nicht gleich.

Malmborgs schwedischer Monolog zeugt von Talent, das Fremde wird deutlich, und seine Präsenz auf der Bühne beim Zertrümmern von diversem Mobiliar ist greifbar. Doch was das alles soll und wie die beiden Performer „race“ und „whiteness“ definieren, wird in ihren leeren Phrasen nicht klar. „Ich gucke auf diesen Bildschirm, weil ich weiß bin“, „Weiß ist die Farbe der Reinheit“ – die Performance zerfasert in sinnfreies Gerede, die beiden trinken Tee und beobachten das Publikum. Nach einer Stunde werden Hautfarbe und Rassismus nicht einmal mehr erwähnt.

Das wirklich Tragische wird quälend langsam bewusst: Man wartet zweieinhalb Stunden lang auf den Haufen, sehnt den finalen Stuhlgang herbei – das ist die eigentliche Katastrophe. Die Performer behalten Recht: An dem Haufen ist nichts Kontroverses. Das Stück ist das Produkt einer permissiven, dekadenten Theatereinstellung: Womit noch schocken, wenn alles geht? Was hier produziert wird, ist vor allem eines: ein Haufen Künstlerscheiße

Wieder am 28. und 29.1.

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