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Kultur: Falsches Blond

Deutschtürkische Liebe: der Film „Ayla“ Hülya trägt ein Kopftuch und ist eine moderne, selbstständige Frau

Eine junge Mutter verlässt ihren Mann in Izmir und kommt mit ihrem Kind zurück nach Deutschland, wo sie aufgewachsen ist, um ein eigenständiges Leben führen zu können. Ihr Vater und einer ihrer beiden Brüder finden das nicht gut. Sie haben Angst, dass über sie geredet wird innerhalb der türkischen Community, und deshalb muss eine Lösung gefunden werden, die das Ansehen der Familie wiederherstellt. Das klingt nach Feo Aladags Melodram „Die Fremde“, das vor kurzem mit einem Deutschen Filmpreis für Sibel Kekilli als bester Hauptdarstellerin ausgezeichnet wurde.

Regisseur Su Turhan erzählt in „Ayla“diese Geschichte durch seine titelgebende Hauptfigur, die ein Leben lebt, wie es der Remigrantin Hatice vorschweben mag: unabhängig, mit eigener Wohnung, Beruf und selbstbestimmter Sexualität. Und es ist ausgerechnet Ayhan, der Bruder Hatices, in den Ayla sich verliebt, während sie gleichzeitig – zunächst ohne die Familienzusammenhänge zu kennen – seine Schwester und deren Tochter bei sich versteckt. Auch Aylas Vater schämt sich wegen seiner Tochter, die tagsüber als Kindergärtnerin und abends mit blonder Perücke, blauen Kontaktlinsen und Minirock als Garderobenfrau in einem Club arbeitet. Aber Ayla hat noch eine Schwester, Schneiderin traditioneller türkischer Hochzeitskleider und Abendmoden, die zwischen den beiden vermittelt. Obwohl sie ein Kopftuch trägt, ist diese Hülya eine moderne, selbstständige Frau.

Der Film führt das gesamte Spektrum möglicher Lebensentwürfe der zweiten Generation türkischer Einwanderer vor Augen und auch die Konsequenzen, die damit jeweils verbunden sind. Es sind gefällige Bilder, die der deutschtürkische Regisseur, der seine Karriere mit Werbe- und Kurzfilmen und einer Dokumentation über Fußballstadien begann, inszeniert. Ayhan und Ayla lieben sich auf üppigen Polstern und Kissen, die der Fotograf Ayhan für den Prospekt eines Teppichhändlers in seinem Studio arrangiert hat. Man sieht Frauen und Kinder in bunten Interieurs und eine Reihe von türkischen Accessoires, die an den letzten Antalya-Urlaub erinnern. Alles in allem ist Su Turhan ein wenig zu sehr um das deutsche Mehrheitspublikum bemüht, dessen Erwartungen er nicht enttäuschen oder zumindest infrage stellen mag. Eine verschenkte Chance. Daniela Sannwald

in Berlin nur im Moviemento

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