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Kultur: Fast eine Blamage in der Akademie der Künste

György Konrád erinnerte bei der Verleihung des Kunstpreises Berlin am Sonnabend in der Akademie der Künste an den 18. März 1848: Das Datum der Märzrevolution, dem der 1948 vom Berliner Senat ins Leben gerufene Preis seine Existenz verdankt, sei ein Vermächtnis: Es gelte, der Kunst ihr autonomes Hoheitsgebiet zu sichern.

György Konrád erinnerte bei der Verleihung des Kunstpreises Berlin am Sonnabend in der Akademie der Künste an den 18. März 1848: Das Datum der Märzrevolution, dem der 1948 vom Berliner Senat ins Leben gerufene Preis seine Existenz verdankt, sei ein Vermächtnis: Es gelte, der Kunst ihr autonomes Hoheitsgebiet zu sichern. Dabei bestünde das Besondere des seit 1971 von der Akademie verliehenen Kunstpreises darin, dass Künstler Künstler auszeichneten. Die anschließende Preisverleihung indes schlitterte durch das ungeschickte Agieren des von "3 sat Kulturzeit" entliehenen Moderators Arnim Konrad mehrfach in Bereiche unfreiwilliger Komik hinein.

Im gut gefüllten Auditorium der Akademie wurden schon nach wenigen Minuten Rufe wie "Hör auf zu labern" laut. Arnim Konrad, der sich offenbar nicht recht bewußt war, daß er es hier nicht mit einem imaginären Fernsehpublikum zu tun hatte, geriet auch bei der Vorstellung der sechs Förderpreisträger mehr und mehr zur komischen Nummer. Das Auditorium quittierte dies mit wachsender Verzweiflung, so dass Akademiepräsident Konrad schon beschwichtigend die Arme heben musste.

Auch die Preisverleihung selbst gestaltete sich alles andere als Oscar-reif. Die sechs Förderungspreisträger etwa (Arnold Dreyblatt für Bildende Kunst, Shigeru Ban für Baukunst, Caspar Johannes Walter für Musik, Aglaja Veteranyi für Literatur, das russisch-deutsche Theater DEREVO für Darstellende Kunst, Eeva Fleig und Susanne Schüle für Film und Medienkunst) mussten nach ihrer Vorstellung durch den Moderator erst einmal wieder von der Bühne abtreten - um nach einem musikalischen Intermezzo der Laudatio auf die diesjährigen Hauptpreisträger, die Fotokünstler Anna und Bernhard Johannes Blume, zu lauschen.

Die Rede der Kölner Kunstgeschichtsprofessorin Antje von Graevenitz (die im Übrigen alle Anwesenden gedruckt auf dem Schoße liegen hatten) würdigte den in Fotos festgehaltenen Kampf des Künstlerehepaares mit der Tücke des jeweiligen Objekts: Pommes-Stäbchen, Vasen, Tellerstöße oder Möbelbeine als "demonstrierte Einbildungskraft". Die eigentliche Preisübergabe an die beiden Blumes versah Arnim Konrad dann mit der leicht makabren Bemerkung: "Möchten Sie noch was sagen?" Anna Blume wollte, und hielt fest, die 30 000 Mark Preisgeld dem Projekt Blume 2000 zu widmen - und also sich selbst.

Die Verleihung der Förderungspreise nahm György Konrád danach mit einer langstieligen weißen Rose für jeden und viel freundlichem Nicken vor. Das mochte zwar etwas linkisch aussehen, war aber sehr sympathisch: Spontaner Applaus. Danach Musik - diesmal von und mit dem Preisträger Caspar Johannes Walter und seinem auf den Instrumenten kratzenden, pfeifenden und schabenden Trio. Danach: Wein umsonst im Foyer. Der Abend war gerettet.

Ronald Berg

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