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Kultur: "Feindliche Übernahme - althan.com": In eisigen Hochhaus-Höhen

Vodafone hat nicht lang gefackelt und Mannesmann geschluckt. Und gezeigt, was eine feindliche Übernahme ist.

Vodafone hat nicht lang gefackelt und Mannesmann geschluckt. Und gezeigt, was eine feindliche Übernahme ist. Spannend bis zuletzt. Ganz anders als der Thriller mit Hightech-Appeal von Carl Schenkel, dem Regisseur von "Abwärts". Damals stürzte ein Aufzug in die Tiefe. Dieses Mal geht es die glatten Wände hoch, an einem Business-Tower irgendwo in Deutschland.

Althan heißt der Energiegigant, der international umweltschonende Standards setzen will. Sehr zum Missfallen einer Gruppe Neonazis. Um Althans Computersystem zu boykottieren, überwältigen sie den Sicherheitsexperten Fernau (schwach: Thomas Kretschmann), seinen väterlichen Freund Konrad (bärbeißig wie immer: Klaus Löwitsch) und die neue PR-Tussi (überflüssig: das Comeback von Désirée Nosbusch).

Fernau soll ihnen Zutritt ins Firmengebäude verschaffen, dessen einzige Schwachstelle ein Lüftungsschacht in 150 Meter Höhe ist. Flugs entwickelt sich der Film zum Gipfeldrama mit allen Schikanen: plötzlich sinkende Temperaturen, Blitzeis und skrupellose Fanatiker. Gehört auch Konrad zu ihnen? Fernaus Zweifel an seiner Integrität wachsen, denn zweifellos stecken andere hinter dem mörderischen Coup auf die Althan AG. Der Hauch der Geschichte weht plötzlich besonders eisig. Denn Fernau und Konrad stammen aus einem mysteriösen Land - der DDR. Dort gab es eine Spezialtruppe der NVA fürs Grobe: die Natter. Nicht nur Konrad war dabei, längst zieht die männerbündlerische Kampfelite in der Finanzwelt an den Strippen.

"Feindliche Übernahme" zupft an allen Registern, lutscht an jedem Klischee. Zeigt bilderbuchreif blöde Jungnazis und greise Kapitalisten, schreckt mit hohlen Dialogen, Anschlussfehlern und recycelten TV-Kulissen. Weder hat Weichling Kretschmann das Zeug zum Superhelden, noch beschleunigt Nosbuschs Anblick den amourösen Funkenflug. Und als Fernau Trost bei Kumpel Alkohol sucht, ist die finsterste Ecke gerade gut genug. Dass er die Flasche allerdings mit einer braunen Tüte verhüllt, ist nur eines von vielen unstimmigen Details. Klarer Fall für Pro 7.

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