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Kultur: Feinripp mit Durchreiche

Martenstein lernt jetzt auch rechnen

George Clooney wird in „Syriana“ gefoltert. Ein Araber reißt ihm mit der Zange die Fingernägel heraus und schreit, er soll verdammt noch mal die verdammten Namen nennen. Aber niemand, kein Zuschauer, auch nicht George Clooney selber, weiß, von welchen Namen dieser Araber überhaupt redet. Vermutlich weiß es nicht einmal der Araber selber. In der Redaktion hat die Chefin eine Flasche Champagner ausgeschrieben, für diejenige Person, die erklären kann, welche Namen gemeint sind. Es ist intern, Leser sollen bitte nicht anrufen. Ich denke mal, „Syriana“ ist gar kein Politthriller, sondern eine Metapher auf die Kompliziertheit des modernen Lebens.

Ein anderes Schwerpunktthema der Berlinale lautet „Traumfrauen“. Ich habe deshalb die „Gala“ gelesen. Zum Beispiel war mir nicht bewusst, dass Traumfrau Charlize Theron lange Zeit ein Dachgeschoss in Wilmersdorf gemietet hatte, 350 Quadratmeter, Miete 17 000 Euro, sie habe aber nicht herausgefunden, ob kalt oder warm. Charlize Theron ist trotz ihres Ruhms total natürlich geblieben, down to earth in Wilmersdorf (eine andere Schriftart wird im Journalismus verwendet, damit Leser, die sich mit Sprachunterschieden nicht so gut auskennen, merken, dass jetzt eine andere Sprache an der Reihe ist). In der „Gala“ erzählt der Makler von Charlize Theron, dass sie immer ihre Mutter, ihre drei Hunde und ihren einen Freund dabei hat, und keine Lust verspürte, die drei Hunde in Wilmersdorf Gassi zu führen. Deswegen wurde das Dach des Hauses komplett in einen Garten verwandelt, auf dem dann die drei Hunde von Charlize Theron ihre Bedürfnisse verwirklichten. Die Mutter und der Freund sind mit ihren Bedürfnissen aber woanders hingegangen. Außerdem gab es mindestens zwei Personen, deren Job nur darin bestand, Bilder in der Wohnung aufzuhängen. Für Charlize Theron ist Bilderverbot nie ein Thema gewesen.

Einige Zahlen zur Berlinale: Charlize Theron hat 1 Freund und 2 Bilderaufhänger. „Syriana“ hat 5 Handlungsstränge. George Clooney wurde von 18 Personen vom Hoteleingang zu seinem Hotelzimmer begleitet. Eine Feinrippunterhose mit Eingriff kostet bei „Manufaktum“ 29 Euro. Diese Zahl hat Dieter Kosslick in einem Interview auswendig gewusst.

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