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Berührende Beziehung. Ferdi (Alessandro Nania Pacino, l.) und sein Opa (Hans-Georg Pachmann) beim Einsatz im elterlichen Wohnzimmer.

© Jörg Metzner

"Ferdi und die Feuerwehr" am Atze Musiktheater: Brandschutz mit Swing und Jazz

Mut, Freundschaft und Einfallsreichtum: Matthias Schönfeldt inszeniert „Ferdi und die Feuerwehr“ am Atze Musiktheater - mit Musik von Sinem Altan.

Belegen „Polizist“ und „Feuerwehrmann“ eigentlich immer noch die vorderen Ränge in der Berufswunschliste von Jungs im Kita-Alter? Oder sind das jetzt Computerspiele-Entwickler und Twitter- Präsident? Egal. Im Stück „Ferdi und die Feuerwehr“, das jetzt am Atze Musiktheater seine Uraufführung gefeiert hat, begeistert sich der junge Titelheld noch ungebrochen für rote Leiterwagen mit Blaulicht und Tatütata, für Helme, Löschschläuche und alles, was zum Bannen von Gefahren gehört. Überhaupt erstaunlich, dass es nicht viel mehr Kinder- und Jugendstücke zu diesem Thema gibt, gerade in Berlin, wo der Brandschutz doch so eine zentrale Rolle spielt. „Ferdi“ jedenfalls ist eine willkommene Ergänzung zum Parkaue-Dauerbrenner „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“. Und ein kurzweiliges, charmantes Vergnügen obendrein.

Das Buch stammt von Atze-Hausherr Thomas Sutter, musikalische Leitung und Arrangements obliegen der bewährten Komponistin Sinem Altan, Regie führt Matthias Schönfeldt. Die Geschichte ist dabei so einfach wie mitreißend. Ferdi (Alessandro Nania Pacino) liebt nichts mehr, als mit seinem Opa (Hans-Georg Pachmann) das elterliche Wohnzimmer in eine Einsatzzentrale für die Feuerwehr zu verwandeln. Der zusammengerollte Teppich hält als Schlauch her, aus dem Kochtopf steigt der Schwelbrand auf, die Deckenlampe wird zum Wespennest, das auf fachkundige Entsorgung wartet. Was natürlich am meisten Spaß macht, wenn Ferdis Mutter (gespielt und gesungen von der famosen Begüm Tüzemen) nicht daheim ist und sich die intergenerationelle Spiellust ohne Ermahnung oder sonstige Eingriffe der Vernunft entfalten darf.

Plötzlich bricht sich Opa wirklich das Bein

Als der Großvater allerdings inmitten einer solchen Helden-Sause mit selbstgebastelten Kostümen und Funkgeräten von der Leiter fällt und fürchtet, sich das Bein gebrochen zu haben, ist guter Rat teuer. Sein Handy versagt den Dienst, also muss Ferdi Hilfe holen. Wie war noch gleich die Nummer der Feuerwehr? Und was müssen die Retter in so einem Fall wissen? Man merkt schon: lehrreich ist das Stück für Menschen ab vier Jahren obendrein. Das gilt auch für Konrad Schallers multifunktionales, wandlungsfähiges Bühnenbild, das den jungen Zuschauern en passant vorführt, wie schnell das Aufräumen gehen kann – wenn's denn sein muss.

Eine tolle internationale Band haben sie obendrein zusammengestellt, gekleidet im Look einer Jazz-Combo aus den 30ern (Kostümbild: Jane Saks). Was das Zeitlose dieser Feuerwehr-Geschichte noch unterstreicht. Sie besteht aus Posaunist Jörg Vollerthun (Mitglied der Brass-Formation „Beat’n’Blow“), Vibrafonist Hauke Renken (Gründer der Berliner Vibraphoniker), dem Frankokanadier Mathieu Pelletier an der Ukulele, dem gebürtigen Ukrainer Iljá Pletner (bekannt aus „Hans im Glück“ am Haus) sowie dem ebenfalls Atze-erprobten Markus Schmidt . Die Songs tragen Titel wie „Ich bin jetzt Feuerwehr“, oder, ein echter Mitsing-Hit (und die gefeierte Zugabe): „Lalülala, die Feuerwehr“. Der Sound changiert angenehm zwischen Swing, Jazz und rockigem Touch. Und nicht zuletzt sind die Musiker auch als Mitspieler gefragt, die helfend eingreifen, wenn das Setting für den nächsten Phantasie-Notfall hergerichtet werden muss.

Bei all dem geht’s übergeordnet um Mut, Freundschaft (Pacino und Pachmann gestalten mit wenigen Strichen eine berührende Opa-Enkel-Beziehung) und Einfallsreichtum. Den größten Eindruck beim jungen Publikum dürfte freilich der professionelle Auftritt der fast echten Feuerwehr mit Trage und Walkie-Talkies im Weddinger Musiktheater hinterlassen. Eine der schönsten Regie-Ideen von Matthias Schönfeldt. Bleibt abzuwarten, wie sich dieser „Ferdi“ auf die spätere Berufswahl auswirkt.

nächste Vorstellungen am 11., 12. und 14. Oktober, weitere bis Juni 2019

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