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© AFP

Festakt: Merkel eröffnet Neues Museum

Krönung für Berlins Museumsinsel: Mit der Wiedereröffnung des Neuen Museums sind erstmals seit 70 Jahren wieder alle fünf Museen zugänglich. Es wird mit einem Besucheransturm am Wochenende gerechnet.

Was für ein Tag: kalt, nass und grau, Oktoberwetter eben. Und doch ist es ein großer Tag für Berlin, das ganze Land. Dieser Satz fällt mehrfach bei den Reden zur Eröffnung des Neuen Museums. Die Spannung steigt, denn der Festakt für das sanierte Schatzhaus, der offizielle erste Teil findet im Nachbarhaus statt, im Pergamonmuseum. Einen Saal für die tausend Gäste besitzt das Neue Museum nicht. Diplomaten, Bundestagsabgeordnete, Sammler, Museumsdirektoren nehmen auf den Stufen des Pergamon-Altars, auf herbeigeschafften Stühlen Platz. Obwohl sie durch den etwas schäbigen Hintereingang hergeleitet wurden, macht sich gehobene Stimmung breit, jeder spürt den großen Augenblick.

Nach siebzig Jahren ist für die Museumsinsel die Nachkriegszeit zu Ende gegangen. Die letzte Ruine ist saniert; endlich sind alle Häuser, alle Sammlungen wieder zugänglich. Auch Angela Merkel, die für den Festakt ihre Koalitionsverhandlungen unterbricht, hat sofort verstanden, welch besonderer Tag dies ist, für sie als erste Bundeskanzlerin aus Deutschlands Osten vielleicht noch mehr. So erzählt sie in ihrer Rede, was das zerstörte Neue Museum für sie bedeutet hat: „ein Ort der Trauer, der an den Krieg erinnerte“. Als Grund für das geringe Interesse an einer Rettung des Baus vermutet sie, dass die darin gezeigten Schätzen fehlten; ihr bedeutendstes Objekt, die Nofretete, befand sich fern in West-Berlin. Von dieser Warte hatten das bisher nur wenige gesehen. So betont die Bundeskanzlerin in ihrer Rede vor allem die Bedeutung des Einigungsvertrages für die Kultur. Die dadurch geflossenen Gelder seien keine Subvention, sondern eine Investition in die Kulturnation. Auf die Mahnung ihres Vorredners, Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit, den Bau des Humboldt-Forums nicht zu verschieben, geht die Kanzlerin nur vage ein. Die Abgeordneten stehen zu ihrem Wort, verspricht sie. Zuvor war aus den Koalitionsverhandlungen gedrungen, dass sich Stimmen für einen vier Jahre späteren Baubeginn der Schlossrekonstruktion mehren.

Diese Drohung bildet auch den Subtext zur Rede von Stiftungspräsident Hermann Parzinger. „Mit der Eröffnung des Neuen Museums feiern wir den Beginn einer neuen Zukunft,“ erklärt der Kämpfer für Museumsinsel und Kulturforum als neuer Einheit, als „Ort der Weltkulturen“. Die Sorge, dass nach der Museumsinsel die Neuordnung der Sammlungen stockt, die Zukunft der Dahlemer Schätze in Mitte in weite Ferne rückt, schenkt Wasser in den Wein.

Bernd Neumann, Staatsminister für Kultur, lässt sich die Freude nicht verderben. Chipperfields kunstvolle Verbindung aus Altem, Rekonstruktion und Neuem nennt er „eine Parabel für die Kräfte der Zerstörung und Bewahrung“. Da müssen Angela Merkel und ihr Tross schon fort, zurück an den Verhandlungstisch mit der FDP; zu den Klängen eines Bläserensembles zieht sie aus. Die Festgesellschaft lauscht noch dem zweiten Satz. Dann eilt alles hinüber zu Nofretete, der Königin des Lichts. Dass es regnet, stört kaum. Ab Freitag ist das Neue Museum erstmals für alle Berliner geöffnet. 

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