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Kultur: Feste feiern

Keinerlei Opposition gab es gegen die Zuweisung von immerhin 15 Millionen Mark an die führenden bundesnahen Ausstellungshäuser für die würdige Ausgestaltung der 50-Jahr-Feier der Bundesrepublik unter dem gleichfalls von zunehmendem Selbstbewußtsein zeugenden Titel "Einigkeit und Recht und Freiheit".Und alles nur für eine temporäre Inszenierung?

Keinerlei Opposition gab es gegen die Zuweisung von immerhin 15 Millionen Mark an die führenden bundesnahen Ausstellungshäuser für die würdige Ausgestaltung der 50-Jahr-Feier der Bundesrepublik unter dem gleichfalls von zunehmendem Selbstbewußtsein zeugenden Titel "Einigkeit und Recht und Freiheit".Und alles nur für eine temporäre Inszenierung? Nun, das Deutsche Historische Museum ist über die Jubel- und Jahrtausendwende-Zeit hinweg leider in restauro, und das Bonner Bundesrepublik-Museum hat stillschweigend die einst dem Berliner Geschichtshaus mitleidig konzedierte Rolle des Rückblickenden übernommen.Die Zukunft wird in Berlin gestaltet; und da klingt es vielversprechend, daß die offiziöse Bilanz von fünfzig Jahren Bundesrepublik aus der Perspektive der fast zehnjährigen Vereinigung der beiden "Deutschländer" erfolgen, und ebenso, daß an die Stelle der chronologischen Politik-Geschichte ein Kaleidoskop prägender Themen treten soll.Der Ort der Veranstaltung könnte (wieder einmal) nicht besser gewählt sein als mit dem Gropius-Bau, der mit dem Tag der Ausstellungseröffnung seinen alten, bis zum Fall der Mauer von dieser Schmerzgrenze abgeriegelten Haupteingang zurückerhält.Aber die Meßlatte liegt hoch - nicht so sehr wegen des Geldes, das zur Feier einer fünfzigjährigen Erfolgsgeschichte, wie sie die Bundesrepublik nun wahrlich aufzuweisen hat, durchaus in zweistelliger Millionenhöhe fließen darf; sondern wegen des geistigen Anspruchs, der an die Festausstellung zu stellen ist.Schöne Bühnenbilder aus geschickt inszenierten Ausstellungsstücken reichen da nicht aus, sondern verstellen vielmehr in vermeintlicher Anschaulichkeit, was sich mit Objekten eben nur andeuten läßt.Die Erkenntnis der Geschichte geht der Illutstrierung voraus.Gewiß, eine Ausstellung ist kein Lesebuch; aber der Anspruch lautet, die Durchdringung der Geschichte und das Urteil, das von 1999 aus über den deutsch-deutschen Doppelweg der Nachkriegszeit gesprochen wird, visuell erfahrbar zu machen - nicht als Blendwerk, sondern als Erhellung. BS

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