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Kultur: Festival, die siebte: Über die Gemeinsamkeiten von Musik und Kino. Und wie ein Film in Berlin kulturelle Grenzen überwindet.

Was haben Musik und Kino gemeinsam? Sie bringen uns dem Weltfrieden ein kleines Stück näher.

Was haben Musik und Kino gemeinsam? Sie bringen uns dem Weltfrieden ein kleines Stück näher. Musik verbindet die Völker, behaupten die, die ihre Sprache verstehen. Krieg ist doof (oder so ähnlich), sagt auch Jean-Jacques Annaud anlässlich seines Eröffnungsfilms "Duell - Enemy at the Gates". Seitdem gilt der "Krieg ist doof"-Satz als heimliches Motto der Berlinale 2001. Der koreanische Wettbewerbsfilm "Joint Security Area" markiert den Anfang vom Ende des Kalten Kriegs zwischen Nord- und Südkorea. Im US-Patriotenschinken "Thirteen Days" verhindert Kevin Costner anlässlich der Kubakrise den dritten Weltkrieg. Und in "Chocolat" stiftet Juliette Binoche mit selbstgemachtem Konfekt Frieden in der verfeindeten Nachbarschaft. Nachbarn sind ja bekanntlich noch unversöhnlicher als waffenstarrende Weltmächte. Ach, Juliette! Fast alle meine Kollegen - die hier nicht genannt werden wollen - bekommen schon bei der bloßen Nennung ihres Namens weiche Knie. Nicht auszumalen, wo sie sich überall nützlich machen könnte: Pralinen von Juliette für Israelis und Palästinenser! Eine Ladung ihrer Trüffel nach Sierra Leone! Apropos: Rupert Neudeck hat vorgeschlagen, die Hälfte der 400 000 deutschen Rinderberg-Rinder nicht zu schlachten, sondern ins hungernde Nordkorea zu liefern. Ein entsprechendes Angebot soll Renate Künast bereits vorliegen. Noch mehr Wirkung hätten die Rinder in der "Joint Security Area", wenn Binoche die Rinderherzen und -hirne vor ihrer Verschickung versüßen könnte.

Aber ich schweife ab. Nicht von politischen, sondern von kulturellen Grenzen soll hier die Rede sein. Die unüberwindlichste kulturelle Grenze verläuft quer über den Posdamer Platz. Auf der einen Seite die Berlinale-Kinos: Coca-Cola und Entertainment. Auf der anderen Seite die Hochkultur: Champagner, Nationalgalerie, Philharmonie. Diese Grenze fällt heute, dank Emir Kusturica. Erst zeigt er im Berlinale-Palast einen Film über seine Band "No Smoking", danach feiert er eine Party - in der Philharmonie. Kulturschaffende aller Länder, vereinigt Euch und kommt tanzen! Eine durchtanzte Nacht zum wilden Zweiviertel-Takt von "No Smoking" bringt uns dem Weltfrieden noch näher, als der erlesenste Ohrenschmaus und das (Pardon, Juliette!) süßeste Konfekt es je vermochten.

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