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Festival: Eklat beim Weimarer Kunstfest

Das Kunstfest Weimar ist mit einem Eklat gestartet. Festredner Hermann Schäfer verfehlte bei seinem Vortrag das Thema - und wird vom Publikum gestoppt.

Weimar/Berlin - Das Publikum hinderte Schäfer mit Buhrufen und lautem Klatschen am Weiterreden, sagte Geschäftsführerin Franziska Castell. Schäfer, stellvertretender Bundesbeauftragter für Kultur und Medien, habe über Flucht und Vertreibung von Deutschen nach Mai 1945 gesprochen, was mit dem Thema des Auftaktkonzerts "Gedächtnis Buchenwald" überhaupt nicht zusammenpasse, betonte Castell. "Diese Rede war ein Eklat, und zwar zu Recht", sagte sie.

Schäfer wies dies zurück. "Bei dem Rahmenprogramm zur Eröffnung der Weimarer Festspiele habe ich mich mit meiner Rede thematisch genau an die Vorgaben der Leiterin der Festspiele, Nike Wagner, gehalten", betonte er. Sollte dies zu "Missverständnissen" oder "Unzufriedenheit beim Publikum" geführt haben, bedaure er dies, habe es "allerdings nicht zu vertreten". Er verweis auf das Einladungsschreiben, in dem er um "Reflexionen" zu "Flucht und Vertreibung" gebeten worden sei.

"Den Brief nicht richtig gelesen"

Castell entgegnete, da habe Schäfer den Brief nicht richtig gelesen. Das Schreiben liege ihr selbst vor und diese Aufforderung komme nicht vor. Man hätte zwar über das Thema reden können, dann aber zum Beispiel unter dem Aspekt "Flucht und Vertreibung von Juden in Europa". Castell resümierte: "Herr Schäfer hat den Brief wohl missverstanden".

Der Zeithistoriker Schäfer ist Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und hatte sich mit einer Ausstellung über das Thema Flucht und Vertreibung einen Namen gemacht. Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, bezeichnete Schäfers Rede im MDR als "Zumutung". Ihm sei nicht klar, wie man an einem so klaren Thema vorbeireden könne.

Das Weimarer Kunstfest wartet unter dem Motto "Schlaflos - Frage und Antwort" bis zum 17. September mit 42 Veranstaltungen auf, für die insgesamt 1.000 Tickets zur Verfügung stehen. Das Spektrum reicht von Konzerten über Ausstellungen, Theater und Tanz bis hin zu Lesungen, Gesprächen, Filmen und Wanderungen. (tso/ddp)

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