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Das Festival findet in der Schneelandschaft des Oberengadin statt,

© Stradivari Quartett

Festival in Sils Maria: Kammermusik vor Bergkulisse

Das Stradivari Quartett hat im schweizerischen Sils Maria ein exquisites Klassikfestival etabliert. Musiziert wird auch im Grandhotel Waldhaus.

Wie eine Burg thront das traditionsreiche Hotel Waldhaus auf einem Hügel über dem Schweizer Dorf Sils Maria. Von hier aus hat man eine schier atemberaubende Sicht auf tief verschneite Berge und Seen. In der Dämmerung erstrahlt die Winterlandschaft in einem mystischen Blau, bei Morgenröte changiert es ins Violette.

„Das Licht im Oberengadin ist ganz speziell“, sagt die Cellistin Maja Weber, die seit über dreißig Jahren als Kammermusikerin in dem familiengeführten Grandhotel auftritt. Zunächst im Duo oder solo, seit sieben Jahren auch mit ihrem Stradivari Quartett, das diesmal wieder zum Sextett erweitert wird.

Der Genius Loci spiegelt sich auch im Programm wider. Als Arnold Schönbergs Stück „Verklärte Nacht“ erklingt, kann das Publikum durch die großen Scheiben der edlen Hotelbar beobachten, wie der umliegende Lärchenwald in immer neue Farben getaucht wird.

Der Blick schweift, während Musik erklingt

Im Quartett spielen neben der Gründerin noch Xiaoming Wang, Konzertmeister im Orchester der Oper Zürich, sowie der Geiger Stefan Tarara und der Bratschist Lech Antonio Uszynski, beide international gefragte Solisten. In Sils ist auch der Cellist David Pia dabei, ein Enkel des bekannten Bach-Dirigenten Karl Richter, außerdem der Bratschist Volker Jacobsen, der einst mit Lübecker Studienkollegen das Artemis Quartett auf die Beine stellte.

Mit großer Hingabe interpretieren die Musiker Schönbergs aufwühlendes spätromantisches Werk, das 1902, wenige Jahre vor dem Bau des Waldhauses, in Wien uraufgeführt wurde. Davor spielen sie Johannes Brahms’ Streichsextett op. 18, das in seiner Entstehungszeit ebenfalls als zukunftsweisend galt.

Tarara, der aus Heidelberg stammt, stieß erst im letzten Sommer zum Stradivari Quartett, er folgte auf den Geiger Sebastian Bohren. Als einziges Quartettmitglied musiziert er noch auf einer Stradivari. Seine Kollegen mussten die von einer Schweizer Stiftung verliehenen Instrumente vor einigen Jahren wieder zurückgeben.

Auch im traditionsreichen Grandhotel Waldhaus finden Konzerte statt.
Auch im traditionsreichen Grandhotel Waldhaus finden Konzerte statt.

© Stradivari Quartett

„Vor diesem Moment hatten wir großen Respekt“, bekennt Weber. „Unser erstes Konzert mit anderen Instrumenten haben wir in der Berliner Philharmonie gespielt. Glücklicherweise wurde der Wechsel weder für uns noch für das Publikum zum Problem. Die lange gemeinsame Erfahrung hat uns sehr dabei geholfen, unseren Klang gut weiterzuentwickeln.“

Als Tochter von Musikern kam sie in Zürich schon früh mit Kammermusik in Berührung. Mit der älteren Schwester gründete sie ihr erstes Quartett, als sie gerade 13 war. 1999 erhielten alle Mitglieder des Amar Quartetts Instrumente von der Stradivari-Stiftung Habisreutinger in St. Gallen. Eine besondere Auszeichnung für die jungen Musiker, denn die wertvollen Violinen, Violen und Celli wurden sonst immer einzeln vergeben. Als Weber 2007 das Stradivari Quartett aus der Taufe hob, durfte sie die Instrumente mitnehmen.

Enge Vertrautheit der Musiker untereinander

Bei den Konzerten in Sils merkt man den Musikern an, wie sehr sie miteinander vertraut sind. Auch Pia und Jacobsen waren schon an früheren Projekten beteiligt. Mit viel Esprit geben sie in einer kleinen Dorfkirche in Viererformation Hugo Wolfs „Italienische Serenade“ zum Besten, ebenso mitreißend ist Mozarts freches „Dissonanzenquartett“. Einer der Höhepunkte des Festivals ist Peter Tschaikowkis temperamentvolles Sextett „Souvenir de Florence“ in der prächtigen Halle des Waldhauses, wo man tagsüber in tiefen Sesseln Tee trinken und Bücher schmökern kann.

Weber plant nicht nur die musikalischen Programme, sondern organisiert auch Tourneen und Residenzen ihres Quartetts in der Schweiz und im Ausland. Im April begeben sie sich in Leipzig auf die Spuren von Robert und Clara Schumann. In das Waldhaus, wo schon illustre Gäste wie Albert Einstein, Thomas Mann, Richard Strauss oder Luchino Visconti nächtigten, kehrt Weber mit ihren Musikern jedes Jahr zurück: „Wie in Schloss Elmau in Bayern hat man hier schon früh entdeckt, dass Kultur ein starker Magnet sein kann.“

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