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Kultur: Festwochen 2000 - Antwort auf Nagel

Am Anfang stand ein ebenso launiges wie vieldeutiges Wort. Als einen Jahrgang "mit lauter Nullen" bezeichnete Ulrich Eckhardt, der scheidende Intendant der Berliner Festspiele, die 50.

Am Anfang stand ein ebenso launiges wie vieldeutiges Wort. Als einen Jahrgang "mit lauter Nullen" bezeichnete Ulrich Eckhardt, der scheidende Intendant der Berliner Festspiele, die 50. Berliner Festwochen im Herbst 2000 und eröffnete damit am Donnerstagmorgen seine erste Pressekonferenz des Jahres. In Sachen Musik allerdings wäre solches Frotzeln kaum nötig gewesen. Unter dem Motto "Jahrhundertklang" entwarf Eckhardt im Foyer des Kammermusiksaals der Philharmonie ein ansprechendes Panorama der Musik des 20. Jahrhunderts - und wurde nicht müde, seine eigene "Kühnheit" zu betonen. Die Avantgarde ist tot, sie lebe hoch? 60 Konzerte mit Werken von 83 Komponisten, darunter drei Stücke aus dem Jahr 2000 (Gubaidulina, Rihm, Pärt), Star-Dirigenten wie Zubin Mehta, Simon Rattle und Valery Gergiev neben ganz jungen Interpreten und Spezial-Ensembles, zwei inszenierte Konzerte, ein reiner Stockhausen-Abend mit Kent Nagano . . und, und, und. Einziger offensichtlicher Mangel: Man hat es geschafft, mit Sofia Gubaidulina (deren Johannes-Passion im Sommer in Stuttgart uraufgeführt wird und dann nach Berlin kommt) aus den letzten 100 Jahren gerade ein einziges Komponistinnenwerk auszugraben.

Während der Monat September ganz der Musik gehören wird, lädt man im Oktober (das Programm liegt noch nicht endgültig vor) zu Theater und Tanz - ins Schillertheater. Bereitwillig äußerte sich Eckhardt zu Ivan Nagels offener Warnung (vgl. Der Tagesspiegel vom 13. Januar): Die in Frage kommenden Häuser, das Schillertheater wie die Freie Volksbühne, seien beide "gleich kaputt" und bedürften gravierender Umbauten. Während sich die Freie Volksbühne jedoch in privater Hand befände, was den Zugriff erheblich erschwere, gehöre das Schiller-Theater dem Land Berlin (dem die Verrottung des Gebäudes zuallererst anzulasten ist). Bei freier Wahl, so Eckhardt, würde auch er sich für die Freie Volksbühne entscheiden. Ein Fall für Christa Thoben, deren "klaren Blick" Eckhardt rühmt? Ein Fall für Eckhardts Nachfolger, der dringender denn je gefunden werden muß.

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