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Kultur: Fett & wohlauf

Essen, spielen, raten, lachen mit dem Jubilar

Eigentlich fehlt noch ein Buch über Mozarts Unterwäsche. Zum Jubiläumsjahr des Komponisten veröffentlicht beinahe jeder Verlag mehr oder weniger sinnige Bücher und Accessoires. Im Mittelpunkt steht dabei nicht seine Musik, sondern eher sein Hang zum Fluchen oder die vielen Frauengeschichten.

So widmet sich Melanie Unseld „Mozarts Frauen“ (rororo). Das Panorama reicht von den Schülerinnen Mozarts über eifersüchtige Primadonnen bis zu seinen Geliebten. Die Lektüre macht deutlich: Nicht nur Apoll, auch Venus gehörte zu den Schutzpatronen des Komponisten.

Einer seiner Betörungstricks waren seine Briefe. Wie diese vorgelesen klingen, ist von Klaus-Maria Brandauer auf der Doppel-CD „Brandauer liest Mozart“ (Lübbe Audio) zu hören. Mit österreichischem Dialekt und viel, viel Charme rezitiert er die Texte. Nach 90 Minuten ist klar: Mozart war kein Leisetreter.

Zum Nachlesen gibt es die Briefsammlung „Dein ewig getreuer Mozart“ (DuMont Verlag), vor allem nach Liebesbriefen ausgewählt von Christian Döring.

Nicht um Liebe, sondern um Macht geht es Harke de Roos in „Mozart und seine Kaiser“ (Ries & Erler). Auch wer aus Milos Formans „Amadeus“-Film schon weiß, dass Kaiser Joseph II. die „Entführung aus dem Serail“ in Auftrag gab, kann hier noch etwas lernen. Ein Buch, das Politik und Biographie intelligent verbindet.

Mozarts Welt für Kinder erschließt Hansjörg Ewert mit „Mozart – Das Bilderbuch“ (Bärenreiter). Die wichtigsten Dinge um den Komponisten werden unter Stichworten wie „Wunderkind“ oder „Wie geht Komponieren“ einfühlend erklärt. Ein anmutiger Band, niveausteigernd für jeden Kindergeburtstag.

Das Kennenlernen von Mozarts Welt mit Spaß zu verbinden, versucht auch „Amadeus – the music game“ (Casinos Austria). Das Spiel bringt es auf 600 Fragen im Trivial-Pursuit-Format.

Antworten gibt es im „Mozart Wörterbuch“ (Residenz Verlag) von Christian M. Fuchs. Dort finden sich von Auernhammer bis Zaide nützliche und witzige Mozart-Details. So stehen alle Theorien über seinen Tod säuberlich untereinander, selbst die Verdorbenes-Schweinskotelett-Sterbethese ist enthalten.

Nur mit der Speisenfolge auf Mozarts Tisch beschäftigt sich „Der Wolfgang ist fett und wohlauf“ (Löcker Verlag). Kurt Palm nähert sich dem Musikus dabei unterhaltsam aus der Küchenperspektive. Erklärt wird etwa, wie die von Mozart geliebten Austern von der Adria nach Wien gelangten. Wichtige Fragen, die nur im Mozartjahr brennend interessieren.

Was wäre so ein Jahr ohne einen klassischen Bildband? Das stilvoll eingeschlagene Buch „Wolfgang Amadeus Mozart – Sein Leben. Seine Zeit“ (Reclam) zeigt eine Auswahl zeitgenössischer Porträts und Ansichten. Die Musikwissenschaftlerin Claudia Maria Knispel thematisiert klug den Lebensweg, das kulturelle Umfeld und die Mozart-Ikonographie.

Mozart ganz anders – und ganz grotesk. Der Humorist Eugen Egner hat die „Tagebücher des W. A. Mozart“ (Verlag Zweitausendeins) als Persiflage auf Mozarts Lebenswandel geschrieben: Da flucht das Musikgenie, dass Beethoven seine Frau geschwängert hat, und säuft kurz darauf mit Haydn. So sollte surreale Brachialkomik sein: total überzogen.

Keine Groteske, sondern bitterer Ernst war es, wenn Mozart über seine Heimatstadt Salzburg schimpfte. „Passt Mozart zu Salzburg?“, fragt Eva Gesine Baur in „Mozarts Salzburg“ (C.H.Beck). Ein Lebensbild in vier Akten entfaltet sich vor der Kulisse der Stadt an der Salzach. Doch das Buch bietet wenig Neues, bleibt humorlos und ohne Profil.

Völlig ohne Humor kommt auch die Mehrpersonen-Biographie „Die Familie Mozart“ (Patmos Verlagshaus) von Veronika Beci aus. Die Musikologin bemüht sich, einen warmem Ton zu finden, klingt aber altmütterlich und staubtrocken.

Sinnvoller für die Terminkalendergesellschaft mit wenig Zeit für obligates Lektürepensum ist da Volker Gebhardts „Schnellkurs Mozart“ (Dumont). Der 200-Seiten-Band erfüllt die Erwartung, einen raschen Überblick über Mozart zu bekommen – zum Mitreden übers Jahr.

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