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Kultur: Fieber der Fantasie

Schmerzhaft witzig: „The Singing Detective“

Von Susanna Nieder

Der erfolglose Krimiautor Dan Dark (Robert Downey Jr.) ist schwer krank und bitterböse. Er krepiert fast an einer Schuppenflechte, die ihn nicht nur grauenhaft entstellt, sondern seine Gelenke so verkrümmt, dass er sich kaum bewegen kann. Wenn er nicht gerade lautstark Schwestern, Ärzte und seine gelegentlich auftauchende Ehefrau (Robin Penn Wright) zur Sau macht, gleitet er in Fieberfantasien ab: Darin macht er in den fünfziger Jahren als Detektiv und Leadsänger einer Rock’n’Roll-Combo die Frauen schwach – und schlägt seinen Verfolgern allerlei Schnippchen.

„The Singing Detective“, Meisterstück des britischen Fernsehautors Dennis Potter, wurde 1986 erstmals als 16-teilige Serie ausgestrahlt – ein hochintelligentes Vexierspiel auf drei Erzählebenen, in dem Dark qualvoll lernt, sein jämmerliches Dasein, seine Fantasien und eine verdrängte Kindheits-Katastrophe in Beziehung zu setzen. Dabei hilft ihm ein Psychotherapeut, dem er trotz eloquenten Protestgeheuls sein Vertrauen schenkt.

Die Serie war eine halsbrecherische Mischung aus Witz, Drama und absurden Gesangseinlagen. Auf Spielfilmlänge zusammengezogen, wirkt die Darstellung einer psychischen Heilung zwangsläufig vereinfacht, aber wenn man ihm diese Schwäche nachsieht, erreicht der Film des Amerikaners Keith Gordon fast dieselbe Qualität wie die Serie. Das liegt vor allem daran, dass er kein glattes Remake ist, sondern die erstmalige Verfilmung der Kurzfassung, die der mittlerweile verstorbene Potter ebenfalls schrieb.

Es liegt auch am Ensemble. Robert Downey Jr. funkelt vor beißender Ironie, hinter der echte Qual zu spüren ist, Mel Gibson liefert mit Halbglatze und dicker Brille einen bemerkenswert überzeugenden Therapeuten, und in einer wunderbaren Nebenrolle stolpert Adrien Brody als dünnere Hälfte eines unterbelichteten Gangsterduos durch die Szenerie, als hätte er nie etwas anderes gespielt als Komödien.

Cinemaxx Potsdamer Platz

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