zum Hauptinhalt
Jamie Dornan bei der Fifty-Shades-Of-Grey-Filmpremiere in London

© Imago

"Fifty Shades Of Grey" lesen?: Ignoranz kann helfen

Soll man nach dem Trubel um die Verfilmung von "Fifty Shades Of Grey" auch eins der Bücher von E. L. James lesen? Oder besser Pynchon, Meyer, Herrndorf etc.?

Muss man „Fifty Shades Of Grey“ jetzt nicht doch lesen? Mit der Betonung auf man, also Mann, wenn es stimmt, dass der Großteil der wahlweise 70, 90 oder 100 Millionen Menschen, die einen oder alle der drei SM-Märchen-Romane der australischen Autorin E. L. James gelesen haben, weiblichen Geschlechts sind.

Da hatte man, ja, genau, Mann!, gedacht, diesen Monsterbucherfolg erfolgreich ausgesessen zu haben, ohne auch nur einmal hereinzublättern – und dann kommt plötzlich die Verfilmung vorbei, ausgerechnet während der Berlinale, zur besten Sendezeit gewissermaßen. „Fifty Shades Of Grey“ ist also wieder in aller Munde (auch wenn die meisten Filmkritiker und Filmkritikerinnen enttäuscht waren), und die drei Bücher stehen wie eh und je in den Paperback-Charts, seit 2012 immer in den Top 20 aller Listen. Und wer weiterhin tapfer liest, schnappt sich natürlich zuerst das Buch und geht erst danach ins Kino, von wegen der Bilder im Kopf!, zumal es ja in den E. L.-James-Büchern sowieso härter zur Sache gehen soll als im Film.

Ach, vielleicht doch besser Clemens Meyer oder Thomas Pnychon lesen!

Ja, also, nochmal gefragt: Muss man nicht, genau, Mann!, „Fifty Shades Of Grey“ endlich lesen, um mitreden zu können? Oder besser: Muss, ja, muss! man, ja, Mann! nicht auch den Sehnsüchten von bis zu 100 Millionen Menschen auf die Spur kommen, um womöglich die eigenen Sehnsüchte darin und in denen der Romanfiguren gespiegelt zu sehen?

Aber ist Ignoranz nicht auch eine Stärke? Oder das Wissen, dass literarischer Mist nicht immer Mist sein muss, aber trotzdem ganz schön langweilig sein kann? Ach, was soll das! Vielleicht lesen wir doch lieber noch einmal Clemens Meyers Roman „Als wir träumten“ oder endlich einmal wieder einen Roman von Thomas Pynchon, bevor wir uns Andreas Dresens Meyer-Verfilmung oder Paul Thomas Andersons Pynchon-Verfilmung „Inherent Vice“ im Kino anschauen. Oder nochmal „Tschick“, bevor der Film kommt. Aber was ist nun mit der Lektüre von „Fifty Shades Of Grey“? Soll ich? Ach, nein. Obwohl: Als ich neulich endlich „Die Vermessung der Welt“ gelesen hatte, gebundene Ausgabe, 45. Auflage oder so, habe ich das nicht bereut. Lohnte sich, war gut. Ist aber eine andere Geschichte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false