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Paul-André (Benoît Poelvoorde) und Violette (Virginie Efira).

© Tobis/Studiocanal

Film "Familie zu vermieten": Vater auf Probe

In der französischen Filmkomödie „Familie zu vermieten“ lässt Jean-Pierre Améris einen Software-Mogul auf eine allein erziehende Mutter treffen.

Die Kluft zwischen Arm und Reich wird auch in Frankreich immer größer. Das dortige Kino hat in den letzten Jahren die fehlende soziale Durchlässigkeit im eigenen Land schon mehrfach auf komödiantische Weise ins Visier genommen. In dem Publikumshit „Ziemlich beste Freunde“ wurde ein arbeitsloser Emigrant aus der Banlieue als Pfleger für einen reichen Adeligen eingestellt. Und auch in Jean-Pierre Améris’ romantischer Komödie „Familie zu vermieten“ werden die konträren Lebenswelten von Proletariat und Bourgeoisie zusammengebracht.

Benoît Poelvoorde spielt hier den Mittvierziger Paul-André, der als Software-Mogul ein Vermögen gemacht, es aber nie zu einer eigenen Familie gebracht hat. Als er im Fernsehen die alleinerziehende Mutter Violette (Virginie Efira) sieht, der wegen Ladendiebstahls der Entzug des Sorgerechts für ihre beiden Kinder droht, macht Paul-André ihr ein kurioses Angebot: Er übernimmt ihre Schulden sowie den Unterhalt für ein Jahr und darf dafür im abgesicherten Modus das Dasein als Familienvater ausprobieren. Lautstarke Erziehungsprozesse, Schmutzwäscheberge und die laxen Tischmanieren des Prekariats sind für den bornierten Junggesellen zwar eine Herausforderung. Aber nach einem ausschweifenden Hindernisparcours kommt es zur unausweichlichen romantischen Annäherung.

Fehlende Originalität gleicht der Film teilweise durch seine Gestaltung aus

In „Die anonymen Romantiker“ hatte Améris vor fünf Jahren einem hypersensiblen Liebespaar beim Kennenlernen und Schokolademachen zugeschaut. Auch wenn er in seinem neuen Film an den märchenhaften Erzählton anknüpft, geht es in „Familie zu vermieten“ deutlich burlesker zu. Die Reibungspunkte zwischen dem verklemmten Millionär und der patenten Proll-Frau sind vorhersehbar. Etwas abgeschmackt wirkt die Figurenentwicklung des beziehungsunfähigen Helden, der erst einmal ein bisschen den Macker spielen muss, um sich Respekt und Liebe von Frau und Kindern zu erarbeiten. Was dem Plot an Originalität fehlt, gleicht der Film nur teilweise durch seine visuelle Gestaltung aus, die mit liebevoll ausgestatteten und kolorierten Sets die Unwahrscheinlichkeit des romantischen Geschehens in ein leicht surreales Umfeld einbettet.

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