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Film: Guter Junge

Liebe ist nur eine Zahl: "(500) Days of Summer" spielt erfrischend mit der Geschichte von Summer Finn.

Nein, das ist keine Doku zur globalen Erwärmung, auch geht es nicht etwa um einen Glückszustand, der 500 Tage keinerlei Anzeichen des Welkens zeigt. Auch nicht um einen wunderschönen Traum. Und doch schweben Seifenblasen durch die Luft – und darin all der Glaube an die große Liebe.

Grußkartenspruch-Schreiber Tom (Joseph Gordon-Levitt) hat’s voll erwischt. Dabei ist Summer Finn (Zooey Deschanel) eigentlich Durchschnitt: 1,65 Meter groß, 55 Kilo schwer und hat als Kind mit Puppen gespielt. Doch für Tom ist sie umwerfend. Kameramann Eric Steelberg schaut mit Toms rosaroter Brille und fängt Summers ach so tolles Lächeln ein, ihre riesengroßen blauen Augen. Summer ist ein Scheidungskind und hat Toms Gute-Laune-Haushalt fest im Griff: Sie knutscht ihn im Kopierraum nieder, hält seine Hand in der Bettenabteilung eines schwedischen Einrichtungshauses und animiert auch schon mal zu akrobatischen Aktionen unter der Dusche. Die Vögel zwitschern. Doch dann: Eisiger Schneesturm an Tag 441. Was passiert, wenn die Liebe geht? Hätte Tom auf seine coole kleine Schwester Rachel (als Besserwisserin fast liebenswert: Chloe Moretz) hören sollen? Sie trichtert ihrem Bruder früh ein, dass jederzeit ein Lars – „Bauchmuskeln wie Jesus und ein Aussehen wie Brad Pitt“ – in Summers Leben treten könnte.

„(500) Days of Summer“ spielt erfrischend mit seiner Geschichte, springt vor und zurück, doch eine Antwort gibt nur das Leben selbst. Regisseur Marc Webb, der bereits mehrere MTV-Video-Awards gewann, wirbelt das Drehbuch ordentlich durcheinander und bringt damit die Hormonschwankungen schön auf den Punkt. Kompatibilität zweier Menschen, die als Traumpaar gelten, ist in dieser Liebeskomödie nicht so selbstverständlich, wie es uns all die Sandras, Julias und Camerons zu gern auf der Kinoleinwand glauben lassen. Und doch findet dieser Film einen Ton, der keineswegs eine Herbst-Winterdepression auslöst, sondern Hoffnung auf ungeahnte Endorphinquellen weckt.

In elf Berliner Kinos, OmU im Babylon Kreuzberg, OV im Cinestar Sony Center

Juliane Primus

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