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Simeon Mahana (Akuhata Keefe) und die schöne Poppy (Yvonne Porter) aus dem rivalisierenden Clan der Poata.

© prokino

Film "Mahana" aus Neuseeland: Geheimnisse und Lügen

Clans im Clash: Der neuseeländische Regisseur Lee Tamahori erzählt in „Mahana - Eine Maori-Saga“ aus dem harten Leben indigener Schafscherer. Die Story verfeindeter Familien und einer Liebe erinnert an Shakespeare.

Ein Jahr nach Jane Campions Cannes-Palmensieg mit „The Piano“ machte 1994 mit Lee Tamahori ein weiterer Filmemacher aus Neuseeland mit seinem drastischen Maori-Sozialdrama „Once Were Warriors“ (Die letzte Kriegerin) international Furore. Bald aber folgte der Regisseur dem Lockruf von Hollywood – und lieferte dort viele Jahre nur noch routinierte Arbeiten mit wenig persönlicher Handschrift ab. Nun aber, zwei Jahrzehnte später, kehrt Tamahori zu seinen regionalen und kulturellen Wurzeln zurück. Und wählte für „Mahana“ einen seiner Hauptdarsteller von damals – jenen Temuera Morrison, der nach der Verkörperung eines gewalttätigen Säufers in „Warriors“ einer der angesehensten Schauspieler Neuseelands wurde.

Auch diesmal spielt Morrison einen autoritären Charakter – den Patriarchen Tamihana Mahana, der als Oberhaupt eines vielköpfigen Clans von Maori-Schafscherern an der Ostküste Neuseelands in den 1960er-Jahren ein auch religiös strenges Regime führt. Über die Jahrzehnte schuf er nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg für die Sippe, schürte aber auch innerfamiliäre Spannungen und Konflikte. Doch offen aufzubegehren wagt nur sein 14-jähriger Enkel Simeon, ein verträumter Beau (eindrucksvoll: Schauspielnovize Akuhata Keefe) mit einem starken Sinn für Gerechtigkeit. Bei einem Schulausflug ins Gericht spricht er als einziger gegen eine rassistische Justiz vor.

Zerstrittene Clans wie Capulet und Montague

Nach einer Demütigung durch den Großvater kommt es bei einem Abendessen zum Eklat. Simeons Familie muss daraufhin das gemeinsame Anwesen verlassen und findet in einem jahrzehntelang unbewohnten abgelegenen Haus Unterschlupf, das der Großmutter Ramona gehört. Ramona distanziert sich damit deutlich von ihrem dominanten Ehemann Tamihana, der sie – so lautet jedenfalls der Familienmythos – durch die Ehe einst vor den Nachstellungen ihres Nachbarn Rubeni Poata gerettet habe. Ihren Niederschlag findet die alte Geschichte seitdem in einer Feindschaft zwischen den Clans Mahana und Poata, die weit über die übliche Rivalität von Schafscherern um lukrative Aufträge hinausgeht. Ja, in ihrer Hartnäckigkeit und Unversöhnlichkeit stehen die beiden Clans den Shakespeare’schen Capulet und Montague kaum nach.

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Saftiges Breitwand-Epos mit Western-Anspielungen

Kein Wunder, dass sich der junge Simeon ausgerechnet in eine Nachfahrin der Poatas verguckt – doch der Hauch von „Romeo und Julia“-Romantik bleibt in der Familiensaga nach dem autobiografisch geprägten Roman „Bulibasha: King of the Gypsies“ von Witi Ihimaera eher ein Randaspekt. In vielen Elementen erinnert die Saga an Ihimaeras Mädchen-Emanzipationsgeschichte „Whale Rider“ (2002 von Niko Caro verfilmt), gipfelt aber statt in der Initiation durch einen mythischen Walritt in einem dramatischen Schafschurwettbewerb. Simeon ist es, der seinen Teil der Familie zu diesem Ritual anmeldet – eigenmächtig und erstmals als selbstständige Teilnehmer. Auch deckt er, anhand eines zufällig gefundenen Fotos, eine Familienlüge auf – und hier kommt, als derart emotionaler Mittelpunkt im Kino eher selten, wieder die Großmutter Ramona ins Spiel (markant besetzt mit der Schauspiellegende Nancy Brunning).

So wird „Mahana“, reichlich ausgestattet mit Humor und nostalgischen Details, zum saftigen Breitwand-Epos mit einigen Western-Anspielungen – gerät jedoch zum Ende hin leider zunehmend sentimental. Dennoch: Schön, wie hier ein breites Publikum mit dem puritanisch arbeitsamen Leben der indigenen Schafscherer-Clans vertraut gemacht wird – ganz diesseits vom Global-Neuseeländer Peter Jackson und seiner Tolkien’schen Mittelerde.

Cinemaxx, Filmkunst 66, Central, Babylon Kreuzberg, Kulturbrauerei

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