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Filmakademie: Hoppla, Lola!

Die Deutsche Filmakademie, die seit drei Jahren nach Oscar-Vorbild mit den Stimmen von rund 1000 Kreativen den Deutschen Filmpreis vergibt, ist sich offenbar nicht selbst genug. Es gibt Krach im Vorstand.

Vergangene Woche hat der Vorstand der Filmakademie sogenannte Vorratsbeschlüsse für neue Auswahl-Richtlinien gefasst, wonach künftig auch Verleiher, Kinobesitzer und sogar Filmkritiker über die zu nominierenden Filme mitentscheiden sollen. Das neue Verfahren soll, wenn denn die Vertreter des Kulturstaatsministers zustimmen, offenbar schon 2009 erstmals angewendet werden.

Was dem Laien als großherzige Einladungsgeste der primärschöpferischen „Filmfamilie“ an die ferneren Verwandten erscheinen mag, dürfte bei näherem Hinsehen für erhebliche Unruhe sorgen. Erste Reaktion: Aus Protest gegen den Beschluss ist Drehbuchautor Detlef Michel am Montag aus dem elfköpfigen Vorstand ausgetreten. Michel, seit 2004 im Vorstand, sieht durch die Hereinnahme kommerzieller Verwerter in den Vorentscheidungsprozess die „Autonomie der Akademie geopfert“. Filmkritiker in Auswahlgremien würden zudem zu „embedded journalists“. „Wie wollen sie“, fragt Michel in einem Rundbrief an die Mitglieder, „glaubwürdig über Entscheidungen der Akademie berichten, an denen sie selber beteiligt sind?“

Tatsächlich begibt sich die Akademie, wenn sie denn künftig in drei neuen wichtigen Vorauswahljurys für Spiel-, Dokumentar- und Kinderfilme Verleiher und Kinomacher mitentscheiden lassen will, auf gefährliches Terrain. Schließlich haben diese neuen Vertreter unmittelbare Verwertungsinteressen an einer Vielzahl von Filmen. Das schafft – auch juristisch zu prüfende – Befangenheit. Zum Vergleich: Sogar bei den Oscars bleiben diese Gruppen außen vor, auch wenn sie noch so massiv bei der Academy für ihre Produkte buhlen mögen.

Auch für den Kulturstaatsminister, der alljährlich die knapp drei Millionen Euro Preissumme ausschüttet, stellen sich drängende Fragen. Nicht nur, dass er das zur Hebung des „künstlerischen Rangs des deutschen Films“ gedachte Staatsgeld seit Jahren weitgehend in fremde Hände gibt; nun will man sich auch noch dem Einfluss von Leuten öffnen, die nur an der möglichst profitablen Verbreitung fertiger Filme verdienen.

Die umfassende Diskussion, die besser vor der Formulierung der neuen Regularien stattgefunden hätte, dürfte nun, wie Michel ersten Rückmeldungen entnimmt, umso heftiger anheben. Akademie-Geschäftsführerin Christiane Teichgräber sagte gestern auf Anfrage, die Beschlüsse seien einstweilen nur „unter Vorbehalt“ gefasst. Die schlechte Idee aber, sie ist jetzt in der Welt.

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