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Kultur: Filme für die Freiheit

Zum 80. Geburtstag von Sir Richard Attenborough

Von Susanna Nieder

Einmal bekam Richard Attenborough einen Anruf aus dem Weißen Haus. Ronald Reagan ließ fragen, wann Gandhi gesagt habe, Armut sei die schlimmste Form der Gewalt. „Ich sagte, dass es mir schrecklich Leid tue, aber nicht er habe das gesagt, sondern der Drehbuchautor habe es ihm in den Mund gelegt. Die wollten es einfach nicht glauben: Reagan benutzte das Zitat trotzdem in einer Rede vor den Vereinten Nationen.“

Richard Attenborough ist ein Regisseur, der „Herz und Seele des Publikums und ein bisschen seinen Verstand“ erreichen will, wie er selbst sagt. Mit keinem Film ist ihm das gründlicher gelungen als mit „Gandhi“ (1982), der nach 20 Jahren Vorbereitungszeit und aufreibenden Dreharbeiten mit acht Oscars ausgezeichnet wurde, unter anderem für die beste Regie. Das höchste Lob seiner Karriere bekam Attenborough, vermutlich für „Cry Freedom“ (Schrei nach Freiheit, 1987). Über seine Version der Geschichte von Steve Biko, dem schwarzen Kämpfer gegen die Apartheid in Südafrika, sagte ihm Nelson Mandela nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis: „Dieser Film hat die Ansichten der weißen Bevölkerung zur Apartheid stärker verändert als irgendeine meiner politischen Reden.“

Doch manchmal kommt ihm sein Hang zum Monumentalen in die Quere. Neben den großen Erfolgen musste Attenborough auch Flops verkraften wie „Chaplin“ (1992) und die lauwarmen Reaktionen auf seine letzten Filme „In Love And War“ (1997) und „Grey Owl“ (1999). Er schätzt sich selbst realistisch ein: „Ich bin kein großer Regisseur. Ich bin ein guter Regisseur. Ich habe die Fähigkeit, Menschen auf bestimmte Umstände aufmerksam zu machen.“ Wichtiger ist es ihm, als sozial engagierter Mensch in Erinnerung zu bleiben: „Ich fände es furchtbar, wenn Leute dächten, ich sei gemein oder intolerant gewesen oder nicht großzügig.“

Der Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit hat bei den Attenboroughs Tradition. Richards Mutter Mary beteiligt sich im Leicester der Dreißigerjahre an Protestmärschen gegen das spanische Franco-Regime, bei Kriegsbeginn adoptierten die Eltern zwei jüdische Mädchen, die mit einem Kindertransport nach England gekommen waren. Attenborough, bekennender Sozialist, Pro-Europäer und seit 1993 Lord of Richmond-upon-Thames, ist bekannt dafür, dass er so viele Ehrenämter bekleidet wie sonst nur Mitglieder des englischen Königshauses.

Als Schauspieler stellte er seit 1942 Kriminelle, Offiziere und – auf Grund seiner gemütlichen Physiognomie – mehr komische Charaktere dar, als ihm manchmal lieb war. 1959 gründete er mit seinem Kollegen Bryan Forbes die Produktionsgesellschaft Beaver Films, 1968 gab er mit der Anti-Kriegsrevue „Oh! What a Lovely War!“ sein Regiedebüt. Als Schauspieler hatte er in den Neunzigern prominente Auftritte in „Jurassic Park“, „Hamlet“, „Elizabeth“ und in „Das Wunder von Manhattan“ – als Weihnachtsmann. Heute feiert Sir Richard Attenborough seinen 80. Geburtstag.

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