zum Hauptinhalt
Alina Șerban spielt Pamela in "Seule à mon Marriage".

© Festival

Filmfestival „Ake Dikhea“: Aufbruch in eine andere Zukunft

Von Boxen und Boxerinnen: Im Kreuzberger Kino Moviemento findet das dritte Roma-Filmfestival „Ake Dikhea“ statt. Ein Überblick.

Die Tochter ist schon zweieinhalb Jahre alt, doch Pamela hat ihr bis jetzt keinen Namen gegeben. Sie sagt einfach Bebe zu der Kleinen. Zwar behandelt Pamela sie durchaus liebevoll, aber letztlich ist die junge Frau, die zusammen mit ihrer Großmutter in einer rumänischen Romasiedlung lebt, noch nicht bereit, Mutter zu sein. In der Namenlosigkeit des Kindes spiegeln sich ihre Zerrissenheit und ihre Not. Denn Pamela will nicht in der ärmlichen Hütte bleiben. Sie hat einen kühnen Fluchtplan, der allerdings nur für sie alleine funktioniert.

Eine Filmheldin wie die von Alina Serban kraftvoll verkörperte Pamela in Marta Bergmans „Seule à mon mariage“ sieht man selten im europäischen Kino. Es ist eine zugleich mutige, skrupellose und dann wieder wunderbar unbedarfte Figur, die sich mit aller Macht dagegen wehrt, das für sie vorgesehene Schicksal im tief verschneiten Rumänien hinzunehmen. Ihren Ausbruch zu verfolgen, ist packend, wobei ganz beiläufig ein Verständnis für die Situation der größten europäischen Minderheit entsteht.

Einen ähnlich horizonterweiternden und empathischen Effekt wie das in Belgien produzierte Drama „Seule à mon mariage“ haben die meisten Filme, die ab Donnerstag auf dem dritten Roma-Filmfestival im Moviemento Kino gezeigt werden. Es trägt den Titel „Ake Dikhea“, was so viel wie „Na, siehst du“ bedeutet. Kuratiert wurde es von Hamze Bytyçi, dessen animierter Kurzfilm „Memory Boxes“ am Eröffnungsabend läuft. Darin erzählt Zoni Weisz, der seine Familie im Holocaust verlor und später ein erfolgreicher niederländischer Florist wurde, von der Verdrängung seines Traumas – und wie er sie überwand. Weisz kommt zur Premiere nach Berlin.

Neben Spielfilmen wie dem irischen „Float like a Butterfly“, der von einer boxbegeisterten Teenagerin erzählt, oder „Genesis“, in dem eine reale Anschlagserie auf ungarische Roma-Dörfer verarbeitet wird, sind auch sehenswerte Dokumentarfilme im Programm. So geben im zehnminütigen „We, Queer Roma: Valencia“ ein Schwuler und eine Lesbe Einblicke in ihr Leben in Spanien. „Margina“ begleitet den Alltag einer mazedonischen Romafamilie, wobei der Vater Menan im Zentrum steht. Er wird als geschickter Mechaniker und Brennholzzuschneider porträtiert. Doch irgendwann reicht ihm das nicht mehr. Wie Pamela will er in den Norden, nach Deutschland. Anders als bei ihr wird sein Ausbruch scheitern.
Moviemento, 5. bis 9. Dezember

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false