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Filmleute: Partys, Preise, Projekte

Armin Mueller-Stahl schafft es nicht zu den Oscars, Tom Tykwer zeigt einen Low-Budget-Film.

„Nein“, sagt Armin Mueller-Stahl höflich. Bis zu den Oscars werde er es wohl nicht zurückschaffen nach Amerika. Als Academy-Mitglied hätte er zwar natürlich „die Ehre, dabei zu sein“. Aber im deutschen Filmgeschäft gibt es eben auch einiges zu tun. Bei den Empfängen genießt er es allerdings auch manchmal mit vertrauten Freunden „olle Kamellen“ durchzugehen. Rund 1400 Gäste  haben sich in der Nacht von Sonntag auf Montag in der Landesvertretung Nordrhein-Westfalens eingefunden zum alljährlichen Empfang der NRW-Film-Stiftung. Mit 18 Filmen am Berlinale-Start tritt Europas größte Filmstiftung selbstbewusst auf. Vorab gab Medienminister Andreas Krautscheid (CDU) ein Dinner zu Ehren von Michael Schmidt-Ospach, der als Geschäftsführer der Stiftung vor Jahren Dieter Kosslick gefolgt ist und am 31. März aus Altersgründen sein Amt niederlegt. Worauf er stolz ist? „Damals stand die Stiftung schon gut da, aber seitdem ist sie noch viel besser geworden.“ Unter anderem Veronica Ferres, Sönke Wortmann und Christina Rau sind zu seinem Dinner gekommen. Und Oskar Roehler, Joachim Krol, Jürgen Vogel, Wim Wenders und Klaus Staeck zogen derweil ihre Runden. Ein Gast zeigte beim Wein einen Button herum, den er am Vorabend bei Rosa von Praunheims „New York Memories“ in die Hand gedrückt bekommen hatte. Aufschrift: „Gays against Guido“. Höchste Zeit, den großen Intellektuellen des deutschen Kinos zu fragen, was eigentlich der tiefere Sinn ist von Berlinale-Empfängen. „Sie stellen Filmöffentlichkeit her“, sagte Alexander Kluge freundlich und ernst. Er verglich sie mit den Löchern, die sein Vater, der ein Arzt war, im Winter in den vereisten Fischteich geschlagen hat, „damit die Fische atmen konnten“. Es war im Jahr der runden Geburtstage der zehnte Empfang der NRW-Film-Stiftung und schon traditionell hatten die Shooting Stars der European Film Promotion ihren ersten großen Auftritt. Ob er das Wetter nicht sehr norwegisch finde, wurde der norwegische Nachwuchsstar Anders Baasmo Christiansen gefragt: „Das ist gar nichts“, antwortete der cool. Bi

Abwarten und Tee trinken? In Japan ist das keine kleine Sache, sondern eine höchst zeremonielle Angelegenheit. Und es gibt im Land der aufgehenden Sonne noch viele Zeremonien, gerade in der Familie, zu Hochzeiten, Begräbnissen, Todestagen, die Regisseur Nagisa Oshima 1971 zum Thema seines Film „Gishiki – Die Zeremonie“ machte. Am Sonntagabend wurde der Film im Cinema Paris gezeigt, als Berlinale Special und als film- und festivalhistorischer Rahmen für eine Zeremonie: die Verleihung der Berlinale-Kamera an Ulrich und Erika Gregor, die mit den Freunden der Deutschen Kinemathek e. V. 1971 das Internationale Forum des Jungen Films gegründet hatten – als Reaktion auf die zunehmende Verkrustung des Festivals und den Skandal um Michael Verhoevens Film „O.K.“, der ein Jahr zuvor zum Abbruch der Berlinale geführt hatte. Das gerade Oshimas Film für den Preisabend ausgewählt wurde, erklärt sich leicht: Er hatte 1971 zum Programm des ersten Forums gehört. ac

Ein Film mit einem Budget unter 100 000 Euro ist für Tom Tykwer nicht mehr gerade der Normalfall. Doch „Soul Boy“, der am Donnerstag auf der Berlinale gezeigt wird, ist genau das. Gefunden hat Tykwer seine Geschichte in

Kibera, dem größten Slum Ostafrikas in Kenias Hauptstadt Nairobi. Bei einem Filmgespräch mit afrikanischen Regisseuren in der Heinrich-Böll-Stiftung berichtete er, dass in den kommenden zwei bis drei Jahren jedes Jahr ein Film aus Kibera kommen soll. Dafür hat Tykwer mit einer Organisation, die in Nairobis Slums Kunst- und Musikklassen in Schulen anbietet, die Filmproduktionsfirma „One Fine Day Movies“ gegründet. Dank seines Namens gelang es ihm potente deutsche Geldgeber wie das Goethe-

Institut, die Deutsche Welle und den Filmfonds NRW von seiner Idee zu überzeugen. Es ist zwar einmal mehr so, wie die Gründerin der Afrikanischen Film Akademie, Peace Anyam Fiberesima aus Nigeria gallig angemerkt hat, dass das Goethe-Institut auf Nummer sicher setzt. Doch im Gegensatz könnte diesmal auch einmal „etwas Neues herauskommen“. deh

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