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Kultur: Finale mit Furor

KLASSIK

Man mag den Abendkassenservice der Komischen Oper für unprofessionell, die Einführungsveranstaltung zum vierten Orchesterkonzert des Dramaturgen Malte Krasting für bildungsbürgerlich und die rosafarbenen Hortensien-Rabatten auf der Bühnenrampe für spießig halten – ein fetziges Konzert des Orchesters der Komischen Oper unter Leitung von Stéphane Denève könnte das alles überglänzen. Doch den Gefallen wollen die Musiker uns vorerst nicht tun.

So kann Monsieur Denève, Anfang dreißig, die Kollegen an den Streicherpulten für Dvoráks spätes Orchesterstück „Die Waldtaube“ kaum erwärmen. Der Sound der tief in der Bühne sitzenden Bläser versuppt in den Sofitten. In homöopathischen Dosen nur tauen die Musiker in Benjamin Brittens „Les Illuminations“ für hohe Stimme und Streichorchester auf. Doch nicht genug, um dem Tenor Paul Agnew zum vollen Ausschöpfen seines stimmlichen Potentials und der bizarren Schönheiten des Stückes zu verhelfen.

Erst mit Gabriel Faurés Orchesterfassung von „Pelléas et Mélisande“ gelingt Denève die sinfonische Balance. Ohne Angst vor Kitsch präsentiert er das Werk als farbenprächtigen Strauß. Doch erst auf der Schlussgeraden des Konzerts kann er den berühmten Funken zünden: Albert Roussels Tondichtung „Bacchus et Ariadne“ gerät zum Schmuckstück des Abends, das Denève in ein furioses, lebhaft beklatschtes Finale peitscht.

Joscha Schaback

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