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Der Showmaster und der Keyboarder. Die Mittzwanziger Anton Falck (l.) und Joakim Nørgaard (r.) bilden die Band First Hate.

© Magnus Bach

First Hate in Berlin: Träume, Tränen

First Hate verbinden kalt klirrenden Dark Wave mit Synthie Pop und einem Hauch 90er-Jahre-Trance. In der Kantine am Berghain feiern sie das Erscheinen ihres Debütalbums mit einem Konzert.

„Das nächste Lied ist über meine Heimatstadt“, sagt Anton Falck. Applaus brandet auf, nach kurzer Pause fügt er an. „Und offenbar auch über Eure.“ Dann startet „Copenhagen“, die ebenso melancholische wie eingängige Hymne über die dänische Hauptstadt, über ihre Nächte, Mädchen, Träume, Tränen. In der Tat: Man hört viel Dänisch in der Kantine am Berghain, aber zu behaupten, dass das Publikum nur aus Expats besteht, wäre falsch. Ein auffallend junges Publikum feiert die Songs von Falck und seinem Partner Joakim Nørgaard, für die der Abend gleichzeitig eine Release-Party ist: Am Tag des Konzerts ist ihr Debütalbum „A Prayer For The Unemployed“ erschienen.

Die Aufteilung der beiden Mittzwanziger ist von Anfang an klar. Falck ist der Frontmann, der Showmaster. Er nimmt die gesamte Bühne ein, gleitet durch die Songs wie ein Schlittschuhläufer über die Eisbahn, seine Bewegungen erinnern manchmal an Robert Görl von DAF. Interessant ist: Er verzieht dabei keine Mine, beschränkt auch die Kommunikation mit dem Publikum auf das Nötigste. Nur ab und an wischt er sich seinen Mittelscheitel aus dem Gesicht. Nørgaard steht hingegen völlig stoisch hinter Keyboard und Sampler, immer wieder verschluckt ihn der Nebel, nur in einem Song sagt er ein paar Worte in sein Mikrofon.

Manchmal muss man an Hurts denken, die aber deutlich näher am klassischen Hitparadenpop entlangarbeiten. Ein wenig erinnert die Arbeitsteilung von First Hate auch an die Pet Shop Boys. Auch die sonstigen Bezugspunkte liegen in den 80er- und frühen 90er-Jahren. Songs wie „Copenhagen“ oder die aktuelle Single „The One“ verbinden kalt klirrenden Dark Wave und Synthie-Pop der Depeche-Mode-Schule mit ätherischen Balearic-Klängen und einem Hauch 90er-Jahre-Trance. So entsteht ein kompaktes, durchaus eigenständiges Klangbild, das seinen Schwerpunkt mal auf das Songwriting, mal auf die Struktur legt, und immer dann, wenn es Gefahr läuft, langweilig zu werden, aufgebrochen wird: In „The One“ spielt Falck die Mundharmonika – sie fügt sich verblüffend gut ein in den wenig analogen Song. Das vom Publikum gefeierte „Girls In The Club“ kommt mit Klanghölzern. Nach einer guten Stunde Spielzeit geht schon das Licht an. Das ist schade: First Hate sind eine dieser Bands, die alle Skepsis im Publikum wegspielen.

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