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Kultur: Fliegen und staunen

Alle reden davon, dass die Anforderungen an den modernen Arbeitnehmer wachsen. Was gern verschwiegen wird: Der gängige Profilkatalog hat, wie das Festival des freien Theaters 100° Berlin bis Sonntag zeigt, längst auf das Freizeitverhalten übergegriffen.

Alle reden davon, dass die Anforderungen an den modernen Arbeitnehmer wachsen. Was gern verschwiegen wird: Der gängige Profilkatalog hat, wie das Festival des freien Theaters 100° Berlin bis Sonntag zeigt, längst auf das Freizeitverhalten übergegriffen. Vorbei die Zeiten, da man sich im Theatersessel gemütlich zurücklehnen konnte.

Ohne Flexibilität, Kommunikationsstärke und die Fähigkeit zum Teamwork geht in Jekaterina Anzupowas Performance „Rom die Sonne brennt“ im HAU 1 (Foyer, Fr und So 20 Uhr) zum Beispiel gar nichts. Fünf Auserwählte fliegen kostenfrei nach Rom, verbringen dort gemeinsam einen Tag und eine Nacht und liefern den Festival-Hinterbliebenen dann eine Reiseberichterstattung. Letztere dürften ebenfalls zu fundamental neuen Erkenntnissen gelangen. So ist davon auszugehen, dass Besucher des parallel im HAU 1-3 , den Sophiensälen und dem Theaterdiscounter stattfindenden Vier-Tage-Marathons mit über 200 Performance-Teams völlig neue Perspektiven auf die Toilettenbenutzung gewinnen.

Unter dem Motto „Boiling Point: Gendertoiletten“ stellen sich Sabine Raible und Maria Ricci in den Klos des HAU 2 die Frage, warum entscheidende körperliche Funktionen eigentlich der Geheimhaltung bedürfen. Verkehrsteilnehmer finden bei „Autobahn“ im Theaterdiscounter (Sa, 20 Uhr, Bühne II) und Kitschfreunde bei der „Groschenromanlesung“ in den Sophiensälen (Fr, 23 Uhr, Virchowsaal) ihr Forum. 100° Berlin lässt keine Zielgruppe unberücksichtigt, das Programm umfasst achtzig Seiten.

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