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Kultur: Flirtversuch mit Evergreens

Classic Open Air startet auf dem Gendarmenmarkt.

Ein „Flirt von E- und U-Musik“ soll es laut Moderatorin Madeleine Wehle werden, die ihre Ansagen dementsprechend häufig mit einem Wonneseufzer beginnt. Doch so ganz will der Funke bei der „First Night“, die am Donnerstagabend das 22. Classic Open Air eröffnet, nicht überspringen. Vielleicht haben sich die meisten Besucher an diesem trüben Tag auf Regen eingestellt, doch pünktlich zu Beginn des Crossover-Konzerts mit Evergreens aus Pop, Klassik und Filmmusik reißt die Wolkendecke auf.

Der durch Castingshows wie „X-Factor“ bekannte R’n’B-Sänger Colin Rich tut sich trotz Unterstützung durch das Filmorchester Babelsberg zunächst schwer, die überwiegend älteren Besucher zum Mitsingen zu animieren. Kurz darauf betritt jedoch der Mann des Abends die Bühne: der amerikanische Tenor David Lee Brewer, der mit seiner explosiven Mischung aus Opern- und Soulstimme das Publikum schnell in seinen Bann schlägt. Brewers dämonische Performance beim nur mit Schlagzeug begleiteten SammyDavis-Jr.-Medley ist ein früher Höhepunkt des Abends.

Obwohl sich rund um den Gendarmenmarkt und sogar auf zwei Häuserblocks entfernten Dachterrassen fast genauso viele Zaungäste wie zahlende Besucher eingefunden haben, erinnert die Stimmung oft eher an einen gemütlichen Fernsehabend. Echte Begeisterung kommt selten auf, trotz vereinzelter Standing Ovations für das Opern-Quintett Adoro oder die große Sopranistin Grace Bumbry, die beim Open Air das erste Mal überhaupt mit ihrem Adoptivsohn David Lee Brewer auf einer Bühne steht.

Nach dem Flirtversuch soll mehr Klassik folgen: Am heutigen Samstag steht Barock, am Sonntag ein Wettstreit zwischen Offenbach und Johann Strauss auf dem Programm, während das Abschlusskonzert am 8. Juli von den Söhnen Mannheims und dem Filmorchester Babelsberg bestritten wird (Informationen unter www.classicopenair.de). Erik Wenk

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