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Kultur: Förderung der Museen: Neues vom "Tortenstück": Frankfurt (Main) plant eine bunte Meile

In Frankfurt sprudelt wieder die Gewerbesteuer - das ist gut so für die Kultur. Da man die unverhofften Einnahmen zur Schuldentilgung nutzte, sind die städtischen Verbindlichkeiten auf vier Milliarden Mark geschrumpft.

In Frankfurt sprudelt wieder die Gewerbesteuer - das ist gut so für die Kultur. Da man die unverhofften Einnahmen zur Schuldentilgung nutzte, sind die städtischen Verbindlichkeiten auf vier Milliarden Mark geschrumpft. Der Geldsegen weckt zugleich Begehrlichkeiten, zumal viele Kulturinstitute seit 1994 durch den Sparzwang Schulden machen mussten. Vor allem den Museen, die keinen Ausstellungsetat haben, soll es besser gehen. Auf Vorschlag von Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff wurde deshalb ein "Sonderausstellungsetat" in Höhe von drei Millionen Mark für große Projekte bechlossen. Die Summe, so Nordhoff, sei eine Anschubfinanzierung, weitere Finanzmittel müssten von den Museen geworben werden. Der Sonderetat stehe allen Museen offen, die Projektauswahl werde nach der Qualität getroffen.

Einige Projekte stehen bereits fest: Das Museum für Moderne Kunst (MMK) will im Herbst eine Retrospektive des Malers Lucian Freud zeigen, der 1922 in Berlin geboren, 1933 nach England emigrierte. Das Städel plant für Juni 2001 die Ausstellung "Vincent van Gogh und die Maler des Petit Boulevard"; sie soll zeigen, dass van Gogh kein einsamer Maler war, sondern viele Anregungen aufnahm, von Gauguin über Toulouse-Lautrec bis zu Seurat. Schließlich übernimmt die Stadt auch Schulden ihrer Kulturinstitute. Zudem soll der Portikus, die Ausstellungshalle der Städelschule, wieder einen Zuschuss erhalten.

Beide Beschlüsse sind Signale an Rektor Kasper König, der als Leiter des Kölner Museums Ludwig umworben wird. Allerdings ist sein Wechsel nach Köln ziemlich sicher - ein herber Verlust für Frankfurt. Dass die Mainmetropole wieder mehr Geld für Kultur bereit stellt, hat wohl auch mit der Sorge zu tun, noch mehr prominente Institutsleiter zu verlieren. Weitere zwei Millionen Mark wurden deshalb zur Entschuldung der Schirn Kunsthalle bewilligt, obwohl man den Ende 2001 auslaufenden Vertrag von Direktor Hellmut Seemann nicht verlängern will. Seemann gelangen zwar große Ausstellungen, aber an den Publikumserfolgen mangelt es. Als Nachfolger wird Max Hollein gehandelt, Assistent von Thomas Krens am New Yorker Guggenheim Museum.

Das wegen seiner dreieckigen Form gern als "Tortenstück" bezeichnete MMK soll im Juni nächsten Jahres, zum zehnten Jahrestag seiner Eröffnung, des Nachts farbig erstrahlen. Mit der Umsetzung wurde der amerikanische Künstler James Turrell beauftragt. Er möchte Licht "nicht nur visuell, sondern auch körperlich erlebbar" machen, so MMK-Direktor Jean-Christophe Ammann. Ein computergesteuertes Programm soll das Museum in wechselnden Farben aufscheinen lassen, zum Schweben bringen. Das nur zu bestimmten Zeiten aufscheinende Lichtspektakel soll Passanten nicht nur zum Schauen verlocken, sondern in das Museum selbst lotsen. Ohnehin ist die Entscheidung des Magistrates, das MMK für eine Million Mark renovieren und erleuchten zu lassen, in ein größeres Vorhaben eingebunden. Bereits letzten Herbst kündigte Nordhoff an, dass er "Putzmittel für die Perlenkette am Museumsufer" bereitstellen wolle. Nun liegt das MMK zwar auf der anderen Mainseite im Zentrum zwischen Paulskirche, Römer, Dom und Schirn Kunsthalle, aber auch diese Gegend soll verkehrsberuhigt und aufgewertet werden. Die Politiker beider großer Parteien sprechen von einer "Kulturmeile" mit Galerien, Buchhandlungen, Läden und Cafés. Das Turell-Projekt setzt dazu den künstlerischen Akzent. Die Oberbürgermeisterin Petra Roth vergleicht das Vorhaben sogar mit der Entscheidung der Stadt in den 80er-Jahren, das Museumsufer am Main zu bauen.

Doch momentan glauben nur wenige daran, dass die "Kulturmeile" diese Dimensionen annimmt. Von städtischer Seite allerdings drückt man aufs Tempo und verdrängt sogar Ämter aus der Innenstadt. Der erste Schritt wurde bereits mit dem ehemaligen Hauptzollamt unternommen, das schräg gegenüber vom MMK liegt und bisher Büros des Planungsdezernates beherbergte. In das Gebäude ziehen die katholische Kirche und das Museum für Moderne Kunst ein. Die Kirche wird eine Begegnungsstätte schaffen, das MMK will Räume für Wechselausstellungen nutzen. Und wenn im Sommer 2001 das MMK farbig erstrahlt, wird im alten Hauptzollamt eine "Light-Bar" eingerichtet. Vielleicht gibt es dann einen richtigen Grund, auf die "Kulturmeile" anzustoßen.

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