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Kultur: Form und Farbe in der Berliner Galerie Franck + Schulte

In den Gemälden von Julio Rondo lebt die Tradition geometrisch-abstrakter Malerei: Konstruktivismus, De Stijl, Konkrete Kunst, Hard Edge. Auf ihren Erfahrungen baut sein Werk auf und führt sie doch in ganz eigener und spezifischer Form weiter.

In den Gemälden von Julio Rondo lebt die Tradition geometrisch-abstrakter Malerei: Konstruktivismus, De Stijl, Konkrete Kunst, Hard Edge. Auf ihren Erfahrungen baut sein Werk auf und führt sie doch in ganz eigener und spezifischer Form weiter. Seine klaren Kompositionen bestehen aus geometrischen Formen, aus Rechtecken und Quadraten, zuweilen in Form eines Rasters. In der Farbskala dominieren Schwarz, Weiß, Rot und Blau sowie alle Abstufungen von Grau. Die Gemälde bewegen sich zwischen mittleren und großen Formaten, die zum Teil als Diptychen angelegt sind (zwischen 6000 und 19 000 Mark).

Ein wesentliches Merkmal der Arbeiten Rondos aus den letzten Jahre beruht auf der besonderen technischen Ausführung. Der 1952 geborene Spanier, seit langem in Stuttgart ansässig, malt in Acryl auf die Rückseite transparenter Glasscheiben, die er mit einer weiß-opaken Holzplatte hinterfängt und rahmt. Auf diese Weise entstehen kastenartige Hinterglasbilder, die die Farbschichten wie schwebend erscheinen lassen und auch ihren Schatten auf der hölzernen Rückwand mit einbeziehen. Da die schnell trocknende Acrylfarbe nach zügiger Ausführung verlangt - zum Teil mit Maske, zum Teil frei -, bleiben Spontaneität und Frische spürbar. Pinselspuren und kleine Farbmodulierungen sind bei genauerer Betrachtung ebenso zu erkennen wie Unregelmäßigkeiten entlang der Kanten der Farbflächen und subtile Verschiebungen oder Überlagerungen der geometrischen Figuren. Der erste Eindruck planmäßiger Regelhaftigkeit weicht so dem meditativen Nachspüren spannungsvoller Detailbeziehungen.

Damit ist man auch Rondos ästhetischem Verfahren auf der Spur. Er will mit seinen Bildern Erinnerungsarbeit leisten, an Personen und Orte, die sich mit seinem Leben verbinden. Diese private Rückschau übersetzt er in eine nahezu purifizierte Form. Sie lehnt sich marginal an die grobe Rasterstruktur aufgelöster Fotoaufnahmen oder architektonische Grundrisse an, ist sonst aber dem Fantasie- und Abstraktionsvermögen des Betrachters anheimgegeben und frei von Nostalgie.

Die Bilder heißen "Erdgeschoß, Erster Stock" oder "Werastraße 6, D.H.", wenn es sich um Räume handelt, "T.R., Eine junge Frau" oder "R.B., Ein junger Mann", wenn Personen angesprochen sind. Kontrastierende Farben oder durch minimale Abtönungen unterschiedene Quadratraster spielen auf Lebensjahre an. "Maria, Maria", ein zweifacher roter Doppelbalken, ist fast schon eine Beschwörung: Erinnerung als Anstachelung und Movens nach vorn.Galerie Franck + Schulte, Mommsenstr. 56

bis 18. März; Montag bis Freitag 11-18 Uhr, Sonnabend 11-15 Uhr.

Michael Nungesser

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