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Fotodokumentation „Gastland Bundesrepublik Deutschland“ (1983/84) von Hildegard Ochse: Affen im Zoo von Mulhouse.

© Hildegard Ochse

Fotoausstellung: Die Ästhetik von Tiergehegen

Blick durch Gitterstäbe: Das Tempelhof Museum zeigt die Werke von Sabine Wild und Hildegard Ochse, die städtische Zoos fotografieren.

Das Tempelhof Museum liegt im historischen Ortskern von Alt-Mariendorf. Da draußen vor dem einstigen Schulhaus kann man die üblichen Großstadt-Haustiere treffen. Drinnen geht es um Kreaturen aus fernen Ländern. „Zoologische Ansichten“ heißt die Ausstellung, die Fotografien zweier Berliner Künstlerinnen kombiniert.

Altersmäßig trennt sie eine Generation – Sabine Wild ist Jahrgang 1962, Hildegard Ochse lebte von 1935 bis 1997 –, und auch ihre Ästhetik ist eher gegensätzlich. Dem strengen Schwarzweiß Ochses steht die Farbenpracht moderner Digitalfotografie Wilds gegenüber. 

Verbindendes Element ist die Faszination der Frauen für Tiergehege. Wobei für sie von den städtischen Zoos vor allem negative Energien ausgehen. 

Sabine Wild (2017) in der Ausstellung „Zoologische Ansichten“.
Sabine Wild (2017) in der Ausstellung „Zoologische Ansichten“.

© Sabine Wild

Die Art, wie exotische Tiere hier gehalten werden, stößt sie ab: die quasi museale Präsentation des Lebens, versehen mit den obligatorischen Erklärungstäfelchen.

70 Vintageprints von Hildegard Ochse aus den 1980er Jahren formen sich zu einer mächtigen Bildwand im ehemaligen Klassenzimmer. 

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Die Gehege mit ihren expressiven Formen von der verspielten Orient-Stilkopie bis zum kantigen Betonbrutalismus sind so dominant, dass die Tiere fast zur Nebensache werden.

Sabine Wild (2019) in der Ausstellung „Zoologische Ansichten“.
Sabine Wild (2019) in der Ausstellung „Zoologische Ansichten“.

© Sabine Wild

Mit kritischem Blick hat sich auch Sabine Wild durch die Zoos bewegt: In Kopenhagen und im chinesischen Chengdu nimmt sie dabei die Perspektive der Eingesperrten ein, schaut aus dem Innern des Käfigs auf die menschlichen Betrachter. 

Und auf den Himmel, von dem jeweils ein Eckchen zu sehen ist, als unerreichbares Versprechen der Freiheit.

Bei aller Bitternis aber haben diese Fotos eine große Sinnlichkeit. Freilich nur für die Besucher, nicht aber für die Tiere hinter den Gittern. 
[Tempelhof Museum, bis 28. Juni, Montag – Donnerstag 10-18 Uhr, Freitag bis 14 Uhr, Sonntag 11-15 Uhr, Eintritt frei.]

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