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Kultur: Francesco Vezzoli

Humor war nicht gerade die starke Seite der 51. Biennale in Venedig im vergangenen Sommer.

Humor war nicht gerade die starke Seite der 51. Biennale in Venedig im vergangenen Sommer. Eine Ausnahme war Francesco Vezzolis Video „Trailer for a Remake of Gore Vidal’s Caligula“. Mit hysterischem Glamour und unterfüttert von Dolby-Surround-Bombast schlängelten sich Prominente wie Courtney Love auf goldenen Balustraden und priesen die verruchten Grausamkeiten des größenwahnsinnigen römischen Kaisers.

Vezzolis Aneignung von Bestehendem, seine ironische Distanz zum Werk bei gleichzeitiger Huldigung des jeweiligen Urhebers und eine unverhohlene Vorliebe für plüschig-dramatische Inszenierungen zeigt sich auch in seinen neuen Arbeiten: Für die Multimedia-Installation „Greatest Hits – Milva sings Bruce Nauman“ hat der 1971 in Brescia geborene Künstler die Schauspielerin und Sängerin gebeten, eine der bekanntesten Klangarbeiten Naumans neu zu vertonen. „Get out of my mind! Get out of my room!“ wird von der italienischen Ikone nun als melodramatischer Dialog interpretiert. Zu hören ist er in der Galerie Neu vor dem Hintergrund einer Neonarbeit, die sich der Formensprache Naumans bedient – allerdings mit eindeutigem Vezzoli-Vokabular: „Per Bruce con Amore – Milva“ leuchtet der floskelhafte Gruß in bester Autogrammkarten-Tradition von der Wand – und funkelt genau in der Grauzone zwischen „Verehrung“ und „Frechheit“.

Der kargen, konzentrierten Bruce-Nauman-Bildsprache ein monströses, überbordendes Blumenbouquet aus roten Rosen („Flower Arrangement“) entgegenzusetzen, ist zwar einerseits eine unverfrorene Popularisierung, gleichzeitig aber eine Provokation, die nach den eigenen Kategorien der Heiligenverehrung fragen lässt – das kann Bruce Nauman eigentlich nur als tiefe Verneigung vor seinem Werk auffassen.

Galerie Neu, Philippstraße 13, bis Ende Juni; Dienstag bis Sonnabend 11– 18 Uhr.

Silke Hohmann

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