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Kultur: Frankfurter Buchmesse eröffnet

Wenn nur Gerhard Schröder den Dialog zwischen Orient und Okzident beschworen hätte, wäre die gestrige Eröffnung der Frankfurter Buchmesse eine förmliche Angelegenheit geblieben: Sorgfältig war der Bundeskanzler darauf bedacht, politische Vorwürfe zu vermeiden und ein für die Differenzierung des Urteils zu plädieren. Weil aber auch die Gäste aus der arabischen Welt dazu aufriefen – und weitaus konkreter wurden – konnte man ahnen, was der Westen alles wissen müsste, um ein ebenbürtiges Gespräch überhaupt führen zu können.

Wenn nur Gerhard Schröder den Dialog zwischen Orient und Okzident beschworen hätte, wäre die gestrige Eröffnung der Frankfurter Buchmesse eine förmliche Angelegenheit geblieben: Sorgfältig war der Bundeskanzler darauf bedacht, politische Vorwürfe zu vermeiden und ein für die Differenzierung des Urteils zu plädieren. Weil aber auch die Gäste aus der arabischen Welt dazu aufriefen – und weitaus konkreter wurden – konnte man ahnen, was der Westen alles wissen müsste, um ein ebenbürtiges Gespräch überhaupt führen zu können. So erkläre Amre Mousa, zehn Jahre lang ägyptischer Außenminister und seit 2001 Generalsekretär der Arabischen Länder, dass an die Seite von Shakespeare, Wagner und Beethoven noch ein anderes Erbe gehöre: „Die arabische Poesie vorislamischer Zeit, das Gedankengut von Taha Hussein, das literarische Werk von Mai Zyada, die Literaturkritik von Edward Said, die Gemälde von Mahmoud Said, das künstlerische Erbe von Umm Kulthoum, die Musik von Abdulwahab, die Stimme von Fairouz, das Gedicht von Ahmed Shawqi und Nizar Qabani, die Verse von AlGawahiri und die Gesänge von Abulkasim Aschabbi.“ Und empfahl außerdem die Romane des greisen ägyptischen Nobelpreisträgers Nagib Machfus.

Machfus hatte die Hauptrede des Abends verfasst, konnte die Reise nach Frankfurt jedoch aus Krankheitsgründen nicht antreten. An seiner Stelle verlas sein engster Vertrauter Mahmoud Salmawy den Gruß: „Wenn wir heute Deutschland dafür danken, dass es im 15. Jahrhundert n. Chr. den Buchdruck erfunden hat, wollen wir daran erinnern, dass es die Zivilisation im Zweistromland war, die als erste das Alphabet einführte.“ Machfus weist darauf hin, dass sich die zeitgenössische arabische Kultur aus drei Quellen speist: aus den alten Zivilisationen, besonders der ägyptischen, die von der stärksten humanistischen Grundhaltung geprägt ist; vom Islam – und vom Westen. Es zeige sich also, „dass dieser Andere, der Araber, kein ganz Fremder ist. Möglicherweise gibt es zwischen seiner und eurer Kultur Unterschiede, aber er steht wie ihr für humanistische Werte und erhabene Grundwerte ein.“ Die Buchmesse bietet reichlich Gelegenheit, das zu überprüfen.

„Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt“, zitierte der Kanzler ein arabisches Sprichwort. Man muss ihn nur hervorholen. dotz

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