zum Hauptinhalt
Auf Tour. Das Freiburger Barockorchester

© Annelies van der Vegt

Freiburger Barockorchester in Berlin: Magd und Meister

Kristallklare Musik: Das Freiburger Barockorchester spielt die Buffo-Oper „La serva padrona“ im Kammermusiksaal.

Die Verkörperung des Dieners ist eine stumme Rolle. Sie bietet sich für die üblichen Verkleidungen an, die dazu dienen, Eifersucht zu wecken. Die braucht eine freche Serva, um ihren Padrone zu erobern und Herrin zu werden: „Diletta mia sposetta“, sagt der alte Junggeselle schließlich. Happy End.

Mit dieser Handlung ist 1733 die erste reine Buffo-Oper in Szene gegangen, komponiert von dem 23-jährigen Giovanni Battista Pergolesi. Dabei handelt es sich bei „La serva padrona“ zunächst um eine Nebensache. Denn das Stück, das meteorhaft Karriere machen sollte, erlebt seine Uraufführung als Intermezzo einer pathetischen Festoper, die in Neapel zur Feier eines kaiserlichen Geburtstages erklingt. In die Zwischenakte des ernstes Werkes eingelassen, damit das Publikum sich während der Umbauten nicht langweilt, dient die „Serva“ zur Unterhaltung.

Das Freiburger Barockorchester, vor dreißig Jahren aus studentischen Anfängen hervorgegangen und erfolggekrönt, befindet sich mit dem Stück auf Tournee und macht Station im unerwartet schütter besetzten Kammermusiksaal der Philharmonie. Dass zeitgenössische Instrumentalmusik, zumal von Pergolesi selbst, der kleinen Oper vorangestellt wird, sollte eigentlich die Alte-Musik-Szene anlocken. Denn die Beschränkung auf Streicher und Basso continuo in diesem Programm (mit Cembalo und Laute) hebt die Nähe zu der ebenso instrumentierten Buffa besonders hervor. Der neue Ton eines Violinkonzerts von Pergolesi ist mit dessen Vokalmusik im Wesen verwandt. Das Solo trägt Gottfried von der Goltz, einer der Leiter des Ensembles, mit fein gesponnener Intonation vor.

Die Freiburger spielen jeden Tag in einer anderen Stadt

Gesungen wird als Erstes ein geistliches Stück, das „Salve Regina“ für Solosopran, das mit lieblichen Gegenstimmen der Streicher kompositorisch Ererbtes neu beleuchtet. Mit ihrem lichten leichten Timbre wechselt Sunhae Im vom Lob der Gottesmutter in die Buffa. Als Serpina macht sie ihrem Herrn Uberto (Furio Zanasi) das Leben schwer durch Ungehorsam und Koketterie, beide singen ihre Parlandi, kleinen Arien und zwei Duette. Der junge Regisseur Tristan Braun, als stummer Vespone, hat sich dazu bescheiden Pantomimisches ausgedacht. Szenisch entspricht die Magd der landläufigen Vorstellung von einer Soubrette. Dass man es mit dem Musterstück einer neuen Gattung zu tun hat, könnte anders betont werden. Die Dienerschaft gegen die hohen Herren – da grüßt schon der Friseur, der es wagt, seinem Herrn Graf den Tanz anzubieten.

Die Freiburger spielen pausenlos Tag für Tag in einer anderen Stadt. Da kann Müdigkeit aufkommen. Ihren Reiz entfaltet dennoch die kristallklare Musik aus dem lichtvollen Neapel.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false