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Der israelische Schriftsteller Amos Oz, hier bei der Verleihung des Siegfried-Lenz-Preises in Hamburg 2014.

© DPA/Christian Charisius

Friedenspreisträger Amos Oz: Tochter von Amos Oz: "Er hat mich geschlagen und gedemütigt"

Der israelische Schriftsteller Amos Oz hat nicht zuletzt als Friedensaktivist einen Namen. Jetzt erhebt Tochter Galia Oz schwere Vorwürfe gegen den 2018 gestorbenen Romancier.

„Als ich ein Kind war, hat mein Vater mich geschlagen, beschimpft und gedemütigt“, schreibt Galia Oz, die Tochter des 2018 gestorbenen israelischen Schriftstellers Amos Oz in ihren Memoiren. In dem am Sonntag unter dem Titel „Was sich als Liebe verkleidet“ auf Hebräisch erschienenen Buch betont die erfolgreiche Kinderbuchautorin und Dokumentaristin, es habe sich nicht um gelegentlich Ausrutscher gehandelt sondern um eine „Routine sadistischer Misshandlung“. Das vermeintliche Verbrechen „war ich selbst“, deshalb sei die Strafe unaufhörlich gewesen. Sie spricht von "Terror", ihr Vater habe versucht, sie zu brechen.

Galia Oz hatte den Kontakt zur Familie vor sieben Jahren abgebrochen. Sie wiederholte ihre Vorwürfe jetzt auch in TV-Interviews und in der Zeitung „Haaretz“. Dort erläuterte sie zudem, ihr Elternhaus sei für Sozialarbeiter und den Einfluss von Revolutionen wie die der MeToo-Bewegung unerreichbar gewesen.

Die Enthüllungen wiegen umso schwerer, als der international renommierte Schriftsteller nicht zuletzt als Friedensaktivist einen Namen hatte. 1992 wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, seitdem erhielt er zahlreiche weitere Preise. Mit Büchern wie „Mein Michael“, „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ und zuletzt dem Roman „Judas“ war Amos Oz auch immer wieder als Literaturnobelpreiskandidat gehandelt worden.

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Alle anderen Familienmitglieder haben die Anschuldigungen in den letzten Tagen jedoch einmütig zurückgewiesen. Die Mutter Nili Oz, die ältere Schwester Fania Oz-Salzberger und der jüngere Bruder Daniel Oz verfassten eine gemeinsame Erklärung, die sie über Twitter veröffentlichten.

„Wir haben unser Leben lang einen anderen Amos gekannt“, schreiben sie, „einen warmherzigen, zugewandten Mann, der seine Familie mit tiefer Zuneigung liebte“. Noch auf dem Sterbebett habe der Vater gehofft, er könne mit Galia reden, ihr zuhören und ihre Behauptungen verstehen, die der Realität widersprächen, "wie er und wir sie sahen". Galias Schmerz sei wahrhaftig und herzzerreißend. "Aber wir erinnern uns anders. Erstaunlich anders." chp

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