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Friedrich Goldmann: Ein Brückenbauer

Zum Tod des Komponisten Friedrich Goldmann

Sein musikalisches Erweckungserlebnis hatte er mit 14 Jahren. Friedrich Goldmann reiste mit dem Dresdner Kreuzchor, dessen Internatsschule er besuchte, durch Frankreich und hörte 1955 zum ersten Mal Karl Amadeus Hartmanns 6. Sinfonie. Von da an war er für die westlichen Avantgarden des 20. Jahrhunderts gewonnen und versuchte, ihnen auch in seinem eigenen kleinen Land Gehör zu verschaffen – zum Teil gegen die sozialistische Doktrin.

Der Komponist Goldmann, 1941 im sächsischen Siegmar-Schönau bei Chemnitz geboren, wusste immer beide Traditionen zu verbinden: den auf gesellschaftliche Wirklichkeit gerichteten Ausdruckswillen – und den seriellen, auf die Autonomie der Klänge zielenden, bis ins Elektronische reichenden Aufbruch, der sich etwa mit Karlheinz Stockhausen verbindet.

Ihm begegnete er 1959 bei einem der legendären Darmstädter Ferienkurse für Musik. Entscheidend wurde für ihn aber die Begegnung mit Paul Dessau, der ihn nach Berlin vermittelte, wo er 1962 Meisterschüler von Rudolf Wagner-Régeny wurde, der als Opernkomponist ganz dem Brecht/Weillschen Erbe verpflichtet war. Goldmanns eigenes Schaffen nahm erst 1968, nachdem er sich von der musikalischen Mitarbeit am Berliner Ensemble zurückgezogen hatte, konkrete Gestalt an. In über vier Dutzend Werken, zu denen vier Sinfonien, die Oper „Robert Hot“ und vielerlei Kamermusikalisches zählt, erprobte er die Formen, die Webern und Nono definiert hatten, mit den Farben von Messiaen und Boulez. An der Hochschule der Künste unterrichtetete er von 1991 an bis zu seiner Emeritierung vor drei Jahren Komposition. Auch als Dirigent Neuer Musik machte er sich einen Namen. Am gestrigen Freitag ist er mit 68 Jahren in Berlin gestorben. dotz

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