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Kultur: Frühlingsflirt

Türen, überall Türen: Hinter jeder lauert ein Erwachsener mit Vorwürfen und Ratschlägen.Kaum auszuhalten für den kleinen Hermann, der auf dem Stuhl kauert und sich die Ohren zuhält.

Türen, überall Türen: Hinter jeder lauert ein Erwachsener mit Vorwürfen und Ratschlägen.Kaum auszuhalten für den kleinen Hermann, der auf dem Stuhl kauert und sich die Ohren zuhält.Und wenn er das familiäre Inferno hinter sich läßt, dann wartet draußen der fiese "Sauwetterwind".Der schüttet Eisregen und Hagelkörner auf den radelnden Hermann und fegt ihn mit orkanartigen Böen von der Straße.In der Schule aber hat niemand Mitleid mit dem pitschnassen Kind.Die Hosen muß Hermann runterlassen, auf die Heizung wird er gesetzt, getriezt und gehänselt.Was bleibt dem gedemütigten Sauwetter-Helden, als sich in einen Kokon des Schweigens zu hüllen?

Ein poetisch aufgeladenes, mit Metaphern und Musik, Natur-Unbilden und mitmenschlichen Gemeinheiten aufgeladenes Stück für Kinder ab 6 Jahre.Im carrousel-Theater beläßt der Regisseur Klaus-Peter Fischer Albert Wendts "Sauwetterwind" in einer zwischen Traum und Realität angesiedelten Phantasie-Wirklichkeit.Michael Mienert kann hier mal den in einer Gummi-Uniform auf einem Leiterberg herumturnenden Wind, mal den mit Stepschuhen herumtänzelnden Tod spielen.Helmut Geffke mimt mal Herrn von Knacke, ein quietschendes Fahrrad, mal den zeternden Schuldirektor.

Dirk Müller spielt den wacker gegen Wind und Wetter ankämpfenden Schweiger mit bärbeißigem Zähneknirschen.Daß sich der unglückliche Hermann nicht an den Tod verkauft, dafür sorgt die mit frischen Blumen und kessen Liedern hereinflatternde Frühlingsbrise (Vera Kreyer).Das Schweigen ist gebrochen, der Lebensmut wieder stark.Daß Hermann, während sein verrosteter Herr Knacke mit einem lasziven französischen Rad anbandelt, mit dem Frühling flirtet, ist natürlich eine schöne Sache.Daß sich damit zugleich auch alle familiären und schulischen Probleme in Luft auflösen, ist aber doch ein mehr als blauäugiges Finale in einer sonst Ironie und Poesie feinfühlig auspendelnden Inszenierung.

Wieder am 17.und 18.September, jeweils 10.30 Uhr

FRANK DIETSCHREIT

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