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Kultur: Fülle in der Hülle

Wie das Schloss kulturell genutzt werden soll.

Nachdem Bundespräsident Gauck am Mittwoch den Grundst für das Wiedererstehen des historischen Schlossbaus in Berlin gelegt hat, informierte Projektleiter Martin Heller über den Stand der Dinge in Sachen Humboldtforum. Ins Schloss wird bekanntlich ein Museum einziehen, das Fragen des 21. Jahrhunderts verhandeln soll. So sollen die Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst, die noch in Dahlem sitzen, ab 2019 am neuen Standort gezeigt werden – aber immer mit Blick auf die heutige Welt. Nicht nur Hülle, auch Fülle ist angesagt.

Aber vom ursprünglichen Gedanken, den Gegenwartsbezug vor allem in der sogenannten Agora, einem Veranstaltungsraum im Erdgeschoss, herzustellen, ist man mittlerweile wieder abgekommen. „Die Agora schicken wir jetzt in Rente“, so Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, nach dem Festakt. Aktualität soll sich stattdessen in der Inszenierung der Objekte niederschlagen, die in der zweiten und dritten Etage nach Regionen und Kulturen geordnet sein werden. Welche Handelsbeziehungen gab es, wie hat sich das wirtschaftliche Gefüge heute entwickelt? Wie schenken, essen, glauben die Menschen auf der ganzen Welt? Um solche Fragen könnte es gehen.

Außerdem: Symposien, Filmabende, Konzerte, Performances, Vorträge. Raum dafür gibt es genug, ein Kino ist geplant, ein Auditorium für bis zu 600, ein Bühnensaal für 500 Besucher. Auch auf aktuelle, weltweit einschneidende Ereignisse wie den Arabischen Frühling will man schnell reagieren. Gedacht sind außerdem Kooperationen mit internationalen Partnern wie dem Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeerraums, kurz MuCEM, das jüngst in Marseille eröffnete und sich ebenfalls auf die Fahnen geschrieben hat, ein Ort der Begegnung zu sein. „Anschaulichkeit“, „Zugänglichkeit“ sind zudem Stichworte, die Heller gerne betont. Ungeklärt ist aber nach wie vor die Frage, wer das ambitionierte Veranstaltungsprogramm neben dem Ausstellungsbetrieb finanzieren soll.

Fest steht: 2015 wird ein Gründungsintendant seine Arbeit aufnehmen, der das gemeinsame Veranstaltungsprogramm der beiden staatlichen Sammlungen und der zwei Mitnutzer des Hauses, der Humboldt-Universität und der Zentral- und Landesbibliothek, verantwortet. Die Preußenstiftung soll als größte Beteiligte nicht nur die inhaltliche, sondern auch die organisatorische und betriebliche Gesamtleitung übernehmen, die „Autonomie der einzelnen institutionellen Akteure“ dabei aber gewährleistet sein, wie es im Leitfaden heißt. Die Humboldt-Uni wird im ersten Obergeschoss den Besuchern vermitteln, wie neues Wissen entsteht, wie Forscher im Labor, auf Reisen und in Archiven arbeiten. Die Zentral- und Landesbibliothek wiederum möchte eine „Welt der Sprachen“ einrichten und dem Publikum mit multimedialen Elementen ermöglichen, „weitgehend selbstständige Erfahrungen zu machen mit sprachlichen Phänomenen und dahinterliegenden kognitiven Prozessen“ – heißt es einstweilen noch etwas nebulös.

Eine definitive Programmplanung sei erst ab 2015 sinnvoll, sagt Martin Heller. In Dahlem experimentieren Wissenschaftler, Kuratoren und Künstler derweil noch auf spielerische Weise, wie die Sammlungen künftig präsentiert, welche Geschichten erzählt und wie junge Besucher angelockt werden können. Humboldt Lab heißt diese Workshop-und Ausstellungsreihe. Am Sonntag soll sie in die zweite Runde gehen. Anna Pataczek

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