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"Stuart Little" (2008) von Funny van Dannen, Mischtechnik auf Papier.

© Funny van Dannen / Fischer Kunsthandel

Funny van Dannen im Kunsthandel Fischer: Das Profane trifft die Poesie

Singender Poet, malender Schelm: Der Liedermacher, Schriftsteller und Maler Funny van Dannen im Kunsthandel Fischer.

Sein Künstlername ist Programm, denn wer sich Funny van Dannen tauft, kann kein Ernster sein. Seit vielen Jahren ist der Singer/Songwriter, unter anderem für die Toten Hosen, und Autor wunderschön leichter sowie absurder Geschichten auch ein begeisterter Maler, der bereits als assoziiertes Mitglied bei dem radikal frechen Kreuzberger Künstlerkollektiv endart in den achtziger Jahren den Pinsel schwang.

Funny van Dannen ist geradezu beängstigend produktiv und bespielt leichterdings alle Wände der Galerie Fischer Kunsthandel und Edition mit seinen neuesten malerischen Werken auf Papier für den kleinen Geldbeutel (1400–1900 Euro) und lässt dabei auch die Diele nicht außen vor. In dieser neuen Ausstellung ist die Palette von van Dannens Malerei in deutlich erweiterter Form präsent. Spielte er früher gern mit dem Nimbus des ungelenken, leicht neo-expressiven Malers, dessen Figurenpersonal sich in einem eher kindlichen Duktus behauptete, so zeigt er nun Werke, die in malerischer Durcharbeitung völlig untadelig erscheinen – und ebenso wenig einem hinter- oder vordergründigen Witz verpflichtet sind. Da wäre das große, fast quadratische Porträt auf Leinwand „Junge am Fenster“ (11 800 Euro), dessen Augen eine ihn faszinierende Entdeckung gemacht haben müssen. Bass erstaunt, mit offenem Mund, lehnt er mit seiner Stirn auf dem Handrücken an der Scheibe. Horizontal ein kleiner Wisch mit dem Rakel über das Bild produziert die Schlieren, die es braucht, um die Glasscheibe des Fensters sichtbar zu machen.

Funny van Dannen heißt mit bürgerlichem Namen Franz-Josef Hagmanns- Dajka und kommt aus Tüdern nahe der holländischen Grenze. Gäbe es den unfreiwillig komisch klingenden Ort nicht wirklich, so könnte er der Fantasie des Künstlers entsprungen sein. „Der lustige Zerstörer“ auf dem gleichnamigen Gemälde hält diabolisch grinsend unter der Haartolle gleich zwei Knüppel in der Hand, als ob es sich in omnipotenter Hybris um erigierte Penisse handelte. Ob hier die Nacht auch im Eimer ist, bleibt der Fantasie der Betrachter überlassen.

Ironische Leichtigkeit und derber Pinselstrich

Bei van Dannen wird immer wieder das Profane mit Poesie verbandelt, mal im Malerischen, mal in der Kombination von Bild und Text. Malt er ein Pferd, das sich aus fast abstraktem Farbgewusel zaghaft herauswindet, bekommt es bei van Dannen mit dem Titel eins übergebraten und heißt dann ebenso schlicht wie ernüchternd „Fehldruck IX (Morgenrot)“.

Hinreißend schön und liebevoll ist das die Einladung schmückende Bild „Stuart Little“ (2900 Euro). Es greift die legendäre, von der Familie Little in NYC adoptierte Maus aus dem Kinderbuch von E. B. White auf, die van Dannen mit Skateboard und Basecap in waghalsiger Position ins Rennen schickt. Es gibt auch die typischen Van-Dannen-Gemälde – solche, die mit ironischer Leichtigkeit und derbem Pinselstrich den Beginn einer Geschichte erzählen, die wir sofort weiterspinnen. Eine Frau im Rollkragenpullover, mit schwarz gelocktem Haar und rot geschminktem Mund, blickt uns erwartungsvoll an. Darunter heißt es: „Manchmal schaut das Schicksal mir direkt in die Augen! Dann werde ich verlegen und frage mich: Was hat es denn?“

Ob die Besucher hier ihrem Schicksal in die Augen schauen oder die Frau in den Betrachtern sehnsuchtsvoll die Objekte ihrer Begierde entdeckt, lässt van Dannen offen.

Fischer Kunsthandel & Edition, Xantener Str. 20; bis 7. 7., Di–Fr 11–13 & 14.30–19 Uhr, Sa 11–13 Uhr

Matthias Reichelt

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