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Hailee Steinfeld

© dpa

Galanachlese: Es muss nicht immer Schnitzel sein

Nach dem ernsten Auftakt der Berlinale wurde bis zum Morgen getanzt und ein neuer Star gefeiert: die 15-jährige Hailee Steinfeld aus "True Grit".

Was bleibt von einem Festival nach Jahren noch an Erinnerung übrig? Wenn man die Premiere eines großen Stars erlebt hat, sagen kann: „Ich bin dabei gewesen“. Hailee Steinfeld hat am Premierenabend eine Menge Fans für ihren Auftritt in „True Grit“ gesammelt, auch unter den Zuschauern, die nicht auf grausame Szenen stehen und immer wieder die Augen zukniffen. Dabei gab sich das Team im Anschluss eher wortkarg, was die Stimmung des Westerns noch ein bisschen konservierte. Sie seien Schnitzel essen gewesen während der Vorführung, viel mehr gaben sie nicht preis. Die 15-jährige Hauptdarstellerin trug einen Schwan auf dem Kleid, seltsamer Kontrast zur Filmrolle des harten Mädchens, das Blutrache für den Vater nimmt. Wie Kulturstaatssekretär André Schmitz konnte Festspiele-Intendant Joachim Sartorius mit dem Inhalt und diesem „präpotenten Mädchen“ nichts anfangen: „Würde man so seine Mutter rächen?“ Die beiden waren aber Ausnahmen. Klaus Wowereit, sonst durchaus ein Freund von gefühligeren Filmen, war aufrichtig begeistert, vor allem wegen der „wahnsinnig guten Hauptdarstellerin“. Auch der Präsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck, der sich als „alter Western-Fan“ outete, war angetan von der Begabung der jungen Schauspielerin. Für ihn sei es ein Frauenfilm, sagte der wieder viel geherzte Festival-Chef mit Unschuldsmiene. Intendantin Kirsten Harms stimmte zu, wegen der „sehr authentischen kleinen Frau, die Unmögliches schafft in einer Männerwelt“. Walter Momper war hingerissen, weil der Film so emotional sei.

Dafür gab es es leise Kritik am Pausenimbiss der Hauptdarsteller: Sie sollten sich doch nicht immer zum Schnitzel essen verführen lassen, mahnte „Feinschmecker“-Chefin Madeleine Jakits. Das sei nicht mal typisch deutsch. Dieter Kosslick verführt bestimmt niemanden zum Fleischgenuss. Er wollte ursprünglich sogar das ganze Eröffnungsdinner vegetarisch halten. Am Ende gab es zwar doch Fleisch, aber auch vegetarische Verführungen wie die Niederlausitzer Kräuterquarkschnitte auf Gurkenchutney.

So fröhlich nach der Premiere ins Festival hineingetanzt wurde, auch in der Nacht spielte der ernste Auftakt noch eine Rolle. Kosslick freute sich, einen Weg gefunden zu haben, dass Jafar Panahi wenigstens telefonisch der Eröffnung folgen konnte. „Sein Traum von Freiheit ist auch mein Traum“, sagte Jasmin Tabatabai spät an der Bar. „Das ist der Traum aller Exiliraner. Dieser Regisseur ist unpolitisch, aber ganz nah an den Menschen dran.“ Elisabeth Binder

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