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Galerie-Ausstellung: König Reich

Thom Rauchfuss mit Malerei bei LackeFarben.

Das Publikum kam in Scharen zur Vernissage. Doch vom König war nicht mehr viel übrig, sein Körper auf dem steingrauen Tisch nurmehr Kreidekontur. Gerade so wie nach der Spurensicherung eines Leichenfundortes. „Heute essen wir unseren König“ heißt die dritte Einzelausstellung von Thom Rauchfuss in der Galerie LackeFarben. Ungerührt blickt das elegante Paar auf dem Ölbild über die schräge Tafel. Ein Festmahl, bei dem so recht keine Freude aufkommen will. Das gekrönte Haupt trägt plattes Spielkarten-Antlitz, und die Entourage hat sich hinter Farbschleiern verzogen.

Wer unser König ist, verrät der 1952 geborene Maler, der bei Hans Thiemann und Rudolf Hausner in Hamburg und Kunstgeschichte in Berlin studiert hat, nicht. Nur, dass es genau so wenig um Kannibalismus geht wie jenen „König, der in der katholischen Kirche Sonntag für Sonntag verspeist wird“. Als ironisches Aperçu zieht sich der Monarch durch Rauchfuss’ Bilder (Preise: 2000–7500 Euro). Ein „Mann auf rotem Stuhl“ trägt eine blaue Krone, und in „Bube, Dame, König“ tritt letzterer auf wie Alfred Jarrys „Ubu Roi“ – als feister Miniaturherrscher vorm Tribunal.

„Die Titel werden aus dem Ärmel geschüttelt“, sagt Rauchfuss. Dabei sind sie durchaus pointiert. So die „Göttliche Berührung“, deren Sujet dem berühmten Doppelporträt des anonymen Meisters der Schule von Fontainebleau entlehnt ist: „Gabrielle d’Estées und eine ihrer Schwestern“, deren Finger die Brustwarze der Maitresse Heinrichs IV. berührt. Bei Rauchfuss führt die Geste symbolträchtig zur Nase – ein weiteres bevorzugtes Motiv. Ebenso die stelenartigen Figuren vor Al-Fresco-Hintergrund oder der Stuhl, auf dem ein „Nasser Philosoph“ sitzt.

Nicht minder bissig „Eine lustige Person“. Im engen Raum hockt sie auf giftgrünem Gras wie Becketts „Endspiel“- Hamm. Die Kopfbedeckung – oder ist es ein Skalp? – leuchtet so himmelstrahlendblau wie die Wände. Inselgleiche Einsamkeit. Unter der Spiegelbrille ein beredtes Grinsen. Während den „Zwei lustigen Personen“ das Lachen im Halse stecken bleibt. Johannes Grützke, dessen grotesker Realismus laut Rauchfuss, prägend war, lässt grüßen. Wie überhaupt die „Schule der neuen Prächtigkeit“ anklingt. Stehen doch die repräsentativ gewandeten „Acht Männer auf einer Wiese“, als sei’s ein Ensemble von Matthias Koeppel. Technisch versiert, schlängelt sich Rauchfuss durch die ältere und jüngste Kunstgeschichte und besteht darauf, dass er Maler ist. Denn „der Künstler muss nicht malen können“. Michaela Nolte

Galerie Lacke Farben, Brunnenstr. 170; bis 19. 4.; Di–Fr 11–18 Uhr, Sa 11–16 Uhr

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