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Kultur: Galerie Nothelfer: Dependance für Skulpturen in Berlin-Tiergarten eröffnet

Ihr 30jähriges Bestehen feiert die Galerie zwar erst im Jahr 2001, doch Georg Nothelfer hat sich bereits vorab einen Wunsch erfüllt: Im Tiergartendreieck eröffnete er Anfang dieser Woche eine zweite Galerie mit dem Schwerpunkt Skulptur. Für die Plastik steht ein hoher, lichter Galerieraum mit Empore zur Verfügung.

Ihr 30jähriges Bestehen feiert die Galerie zwar erst im Jahr 2001, doch Georg Nothelfer hat sich bereits vorab einen Wunsch erfüllt: Im Tiergartendreieck eröffnete er Anfang dieser Woche eine zweite Galerie mit dem Schwerpunkt Skulptur. Für die Plastik steht ein hoher, lichter Galerieraum mit Empore zur Verfügung. Zusätzlich bieten die Promenade am Spreeufer unmittelbar vor dem Galerieschaufenster, auf der rückwärtigen Seite die Terasse und der angrenzende Innenhof Platz für Außenskulpturen. Nothelfer möchte mit der Dependance einen kulturellen Treffpunkt im Tiergartenviertel schaffen, ein Forum für Lesungen und Konzerte, Vorträge und Diskussionen und so die Tradition des Berliner Salons um die Jahrhundertwende wiederaufleben lassen. Gepflegt wurde sie einst vor allem im Haus des Mäzens, Verlegers und Kunsthändlers Paul Cassirer, der 1899 ins Tiergartenviertel zog. Zentrum des Kunsthandels ist die Gegend heute nicht mehr, wohl aber ist sie wieder Diplomatenviertel. Nothelfer möchte die unmittelbare Nachbarschaft zu den Botschaften von zehn Ländern nutzen und zusammen mit ihnen ein gemeinsames Kulturprogramm auf die Beine stellen. Auch um, so Nothelfer in seiner Eröffnungsrede: "Die Mitte Berlins ein wenig nach Charlottenburg (zu) verschieben".

Das Begleitprogramm steckt noch im Stadium der Absichtserklärung, konkrete Anschauungsobjekte hingegen bietet die Ausstellung "Skulptur I". Auf der Corneliuspromenade am Landwehrkanal trifft man wenige Schritte hinter der neuen CDU-Bundesgeschäftsstelle auf den "Wasser- und Quellstein" der Berlinerin Susanne Specht. Demnächst wird sie ihr "Wassertor" vollenden, das vom Bauträger des Klingelhöferdreiecks, der Grothe-Gruppe, in Auftrag gegeben wurde. Sie umrahmen das Außenprogramm Nothelfers. Den Auftakt macht Ansgar Nierhoffs Eisenskulptur "Unwucht" (120 000 Mark). Der Titel bringt die optische Wirkung auf den Punkt: Die mittels quergelagerter Rundstäbe zu einer luftig durchbrochenen Röhrenform übereinander geschichteten Metallringe erzeugen den Eindruck schwebender Leichtigkeit. Unglaublich, dass die Skulptur tatsächlich gut zehn Tonnen wiegt. Dazu bildet Franz Bernhards "Labiler Kopf" (100 000 Mark) aus Cortenstahl ein passendes Pandant. Drinnen ist Niehoffs auf schlanke, hohe Stelen reduziertes "Paar" (70 000 Mark) zu sehen. Von Bernhard die Holz- und Eisenskulptur "Liegende mit weißem Kopf" (55 000 Mark). Zu solch prominenten Bildhauernamen gesellen sich auch weniger bekannte. In seinem Skulpturenprogramm will er "Neues mit Altbewährtem verbinden". Frei nach dem Motto "wir machen die Kleinen groß und die Großen nicht klein" setzt Nothelfer jenseits von Trends und Moden auf solide, klassische Bildhauerqualität.

Hartmut Stielow, der als früheres Mitglied der Bildhauergruppe Odious heute eigene Wege geht, zeigt harmonisch ausgewogenen Geometrien von rostigem Stahl und Granit. Susanne Specht ist bei Nothelfer mit ihrer Steinskulptur "Schwarzer Wall" (18 000 Mark) vertreten. Einträchtig nebeneineinder grüßt innen Amandos bronzene "Fahne 3" (150 000 Mark), werden Stahlplastiken Roberts Schads (3500 Mark) und Ulrich Rückriems Bodenarbeit "Ein Stein in 12 Teile gespalten" (25 000 Mark) gezeigt. Zwei Ensembles quadratischer Pfeiler von Vera Röhm bilden mit ihrer nahtlosen Verbindung von Ulmenholz und Plexiglas einen Blickfang (90 000 und 140 000 Mark). Auf der Promenade, Empore und Innenterasse sind Steinbücher des Bildhauerpaars Anna und Wolfgang Kubach-Wilmsen zu sehen: vom kleinen "Erden Buch" bis zum "Buch-Turm" und dem überdimensionalen "Steinbuch black Kontinent" aus südafrikanischem Granit (10 000 bis 95 000 Mark). Nicht fehlen darf der 1924 im Baskenland geborene Bildhauer Eduardo Chillida. Zu sehen sind Radierungen (7500 bis 30 000 Mark), eine kleinen Scharmottskulptur (75 000 Mark) und das Art Folio "Aromas" (Auflage 129, 38 500 Mark). Seine Skulptur vor dem Bundeskanzleramt wird Anfang September aufgestellt. Parallel dazu wird Nothelfer eine umfangreiche Chillida-Werkschau zeigen.

Elfi Kreis

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