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Kultur: Galerien: Berliner Blüte

Drei prominente Galeristen und ein umsichtiger Vermittler eröffnen gemeinsam einen neuen Ort für Gegenwartskunst unter den Bögen der Jannowitzbrücke in Friedrichshain - rechtzeitig zur Eröffnung des Berliner Kunstherbstes und als Präludium zu dessen Herzstück, der Kunstmesse artforum (2. bis 7.

Drei prominente Galeristen und ein umsichtiger Vermittler eröffnen gemeinsam einen neuen Ort für Gegenwartskunst unter den Bögen der Jannowitzbrücke in Friedrichshain - rechtzeitig zur Eröffnung des Berliner Kunstherbstes und als Präludium zu dessen Herzstück, der Kunstmesse artforum (2. bis 7. Oktober) unter dem Funkturm. Der Ort ist durch seine Integration in die letzte Berlin Biennale bekannt, aber in seinem professionellen Zuschnitt noch nicht eingeführt. Die Mühen des Galerienalltags muss er noch bestehen.

Das seit 1997 aktive Büro Friedrich des Vermittlers Walling Boers und die Galerie Mehdi Chouakris, die jetzt unter dem schönen Namen "Chouakri Brahms" figuriert, kamen von der Gipsstraße aus Berlin-Mitte. Atle Gerhardsen, der in Oslo die renommierteste Galerie für jüngere Künstler aufgebaut hat, organisiert nun die Geschäfte von Berlin aus. Und Max Hetzler, der seinen Hauptsitz in der Zimmerstraße beibehält, eröffnet eine Dependance. Deshalb heißt die gute Nachricht: die Besten expandieren und die Galerienszene dezentralisiert sich weiter. Nachdem vor zehn Jahren die turbulenten Entwicklungen rund um die Auguststraße eine Sogwirkung entfaltet hatte, die alle Kreuzberger Galerien schluckte und Charlottenburg das Fürchten lehrte, war die Eröffnung des neuen Galeriengefüges in der Zimmerstraße ein Zeichen der Konsolidierung. Es konnte mit Max Hetzler, dem Pionier im Gefüge, Claes Nordenhake, Diehl Vorderwuelbecke, Barbara Weiss, Martin Klosterfelde, Matthias Arndt und ihren Künstlern aus der A-Klasse als exklusiver Kontrapunkt zu Charlottenburg und der inneren Mitte gewertet werden. Zum Kontra reicht es für das Quartett unter der Jannowitzbrücke nicht, aber zu qualitativer Exklusivität durchaus - falls die Händler bei ihrem Zusammenspiel den richtigen Rhythmus und Klang finden.

Zur Messezeit wird sich der neue Standort mit drei kühnen Künstlerinnen profilieren. Zwar eröffnen Max Hetzler mit einem Film von Rineke Dijkstra und Chouakri Brahms mit einer machtvollen Premiere von Monica Bonvicini schon nächste Woche. Aber Atle Gerhardsen zeigt mitten im Messetrubel Annika Ström: ein Auftritt der jungen erfolgreichen Ladies.

Peter Herbstreuth

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