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Daniel Steegmann Mangranés Video „Fog Dog“.

© Anno Wilms

Berliner Galerien und die Coronakrise: Persönliche Besuche im Künstleratelier

Galeristen und Künstler, die sonst nur schwer zu erwischen sind, haben jetzt Zeit. Die Schranken fallen – im Netz und via Social Media.

Viele Galerien sind in den vergangenen Wochen im Netz aktiv geworden. Seit ihre Ausstellungen wegen Covid-19 geschlossen haben, wird nach alternativen Wegen gesucht, um Künstler zu präsentieren und mit Kunden wie Sammlern in Kontakt zu sein.

Weil alle jetzt zu Hause bleiben müssen, haben Künstler und Galeristen Zeit, sich live auf Instagram zu unterhalten, durch Ateliers zu führen oder zumindest Grüße aus der unfreiwilligen Isolation zu schicken. Das bringt einen neuen, ganz persönlichen Zugang zur Kunst.

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Weit voraus ist hier der Berliner Galerist Johann König. Zweimal täglich sieht man ihn auf Instagram live. Um 10 Uhr morgens unterhält er sich mit seinen Galeriekünstlern. Nachmittags tauscht er sich mit dem Nachwuchs aus, der Fragen zum Kunstbusiness stellen kann.

Und sogar mit Staatsministerin Michelle Müntefering ist König live im Gespräch. Er übt sich als Anchor Man. Ein Galerist, der zweimal pro Tag, sechs Tage die Woche zur Verfügung steht – bis vor Kurzem undenkbar.

In Corona-Zeiten ohne Körperkontakt

Das sieht dann zum Beispiel so aus. Split Screen: Oben König, unten Erwin Wurm in seinem Atelier auf Schloss Limberg, nordöstlich von Wien. Wurm plaudert über seine Wurstskulpturen, die Gurken und andere Werke, die in seinem Studio stehen.

Dann führt er mit der Handykamera nach draußen, man sieht das absurde, aus den Fugen geratene „Fat House“, eine berühmte Arbeit von 2003, die auf seinem Grundstück steht. Wurm lässt wissen, dass er über neue One-Minute-Sculptures nachdenkt, in der die Zuschauer verschiedene Posen einnehmen, die der Künstler vorschreibt. In Corona-Zeiten natürlich ohne Körperkontakt mit anderen.

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Im Gespräch mit dem Berliner Künstler Gregor Hildebrandt erfährt man, dass der nicht weiß, wie er die nächsten Ausstellungen realisieren soll und für seine Mitarbeiter wahrscheinlich Kurzarbeit beantragen muss. Die Krise trifft auch jene, bei denen es eigentlich bestens läuft. Und wenn Hildebrandt dann eine Stoffbeutel-Serie vorstellt, die er für seine Frau, die Künstlerin Alicja Kwade, gemacht hat, verspürt man sofort den Impuls, so ein Ding kaufen zu wollen. Einfach nur, weil man Hildebrandt jetzt schon so gut kennt.

Informationen, die sonst exklusiv sind

Im Moment wirkt vieles noch sehr echt in diesen Clips. Man sieht die Künstler in ihrem Produktionsprozess, im privaten Umfeld, mit ihren Stärken und Macken – sonst bekommt man sie höchstens am Eröffnungstag in den Ausstellungen zu sehen.

Vieles wird in Corona-Zeiten transparenter. Nicht nur König hat auf seiner Webseite Online-Verkaufsräume eingerichtet, in denen die Preise für alle Arbeiten der Künstlerinnen genannt werden. Kunstvorschläge „aus dem Backoffice“, mit Preisangabe, gibt es auch auf der Website der Galerie KanyaKage in Kreuzberg.

Esther Schipper hat auf der Website ihrer Berliner Galerie „Online-Viewing-Rooms“ eingerichtet, aktuell mit der sehr raumbezogenen Ausstellung des in Brasilien beheimateten Künstlers Daniel Steegmann Mangrané.

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Viele schalten jetzt Online-Informationen für die Allgemeinheit frei, die sie sonst exklusiv ihren Sammlern anbieten. Die Kunstwelt lässt die Schranken fallen. Vielleicht nur für kurze Zeit. Vielleicht stellt sich aber auch heraus, dass Transparenz dem Luxusgeschäft nicht schadet.

Auch das Auktionshaus Christie’s ist aktiver als je zuvor, Online-Auktionen gehören zur Zukunftsstrategie. Schnell war man zur Coronakrise mit neuen Inhalten parat, etwa mit einer Serie, die berühmte Gemälde mit Blicken aus dem Fenster zeigt. Die Besucherzahlen des Auktionshauses auf Instagram seien rasant gestiegen, berichtet das Unternehmen.

Auch hier wird’s persönlich. Eine Instagram-Story zeigt den 83-jährigen Frank Stella in seinem Atelier im Hudson Valley, der filmt sich allerdings nicht selbst, sondern ein Profi hat’s gemacht, und das kurze Video stammt auch schon aus dem vergangenen Jahr. Aber selbst solche Konserven funktionieren in den sozialen Medien jetzt ganz gut.

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Geld für einen Solidaritätsfonds

Die Mega-Galerie Hauser & Wirth lässt auf Instagram wissen, dass sie einen Teil des Umsatzes ihrer Online-Ausstellungen an einen Covid-19-Solidaritätsfonds spendet. Und das erste Geld soll aus George Condos Online-Ausstellung „Drawings for Distanced Figures“ fließen, die am gestrigen Freitag begann. Der im Kunstmarkt sehr erfolgreiche Maler hat in den letzten drei Wochen in seinem New Yorker Atelier eine neue Werkserie gemacht, die sich angeblich direkt auf die Erfahrung der Isolation und der sozialen Distanzierung bezieht.

Condo beschreibt die typischen, kubistisch zersplitterten Figuren in seinen neuen Bildern als „voneinander distanziert oder sogar von sich selbst distanziert“. Die Online-Schau ist hier allerdings eher pragmatisch verkaufsorientiert.

Dafür liefert die Galerie auf Instagram Grüße von Künstlern aus aller Welt. Der in Schanghai beheimatete Maler Zhang Enli schickt etwa sein Lieblingsrezept für chinesische Pfannkuchen. Auch so etwas hätte man bis vor Kurzem von ihm, einem Meister der Farbe, nicht erfahren.

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