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Kultur: Ganz in Weiß

Yasiin Bey alias Mos Def rappt im Huxleys.

Dass sich ein Rapper einfach mal einen neuen Namen zulegt, das hat inzwischen schon Tradition. Puff Daddy nannte sich einst so oft um, dass es schwerfiel, bei dem Musiker namenstechnisch immer auf dem neuesten Stand zu sein. Gerade macht der ehemalige Gangstarapper Snoop Dogg von sich reden, der zu Gott und Reggae gefunden hat, jetzt Rastafari ist und fortan Snoop Lion genannt werden möchte. Der New Yorker Mos Def hat sich vor gut einem Jahr ebenfalls ein neues Alias zugelegt, unter dem er nun erstmals auch in Berlin auftritt: Yasiin Bey. Muslim ist der Enddreißiger schon seit gut zwanzig Jahren, nun scheint er das Bedürfnis zu haben, dies dank seines im Koran gefundenen neuen Namens der Welt verstärkt mitteilen zu wollen.

Es hat sich in Berlin ganz offensichtlich herumgesprochen, dass es sich beim angekündigten Yasiin Bey um „the artist formerly known as“ Mos Def handelt, der um die Jahrtausendwende als einer der heißesten Rapper gehandelt wurde, inzwischen aber mehr als erfolgreicher Schauspieler in Erscheinung tritt. Im sehr gut gefüllten Huxleys erlebt man einen Rapper, der Hip-Hop als schnickschnackfreies Zusammenspiel von MC und DJ zelebriert. Keine Tänzer, keine Lightshow, kein „Berlin, ich will Eure Hände sehen!“ – es ist eine Wohltat.

Was die beiden da veranstalten, wirkt beinahe wie Jazz. Der DJ legt krudes Zeugs von Samba über türkische Psychedelic bis Disco auf, und der ganz in Weiß gekleidete Rapper scheint dazu immer ein wenig zu improvisieren und rappt trotzdem erstaunlicherweise immer auf den Punkt. Yasiin Bey ist fast noch besser, als Mos Def es je war. Andreas Hartmann

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