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Kultur: Gebrochene Herzen

Eine richtige Komponistin war sie eigentlich doch nicht, die Johanna Kinkel, geborene Mockel, geschiedene Mathieux.Das turbulente Leben mit Gottfried, dem 1848er-Revolutionär, erlaubte nur einige Lieder und Chorstücke, neben dem vielen Musikunterricht für den Lebensunterhalt der sechsköpfigen Familie, dafür aber Unmengen von Briefen.

Eine richtige Komponistin war sie eigentlich doch nicht, die Johanna Kinkel, geborene Mockel, geschiedene Mathieux.Das turbulente Leben mit Gottfried, dem 1848er-Revolutionär, erlaubte nur einige Lieder und Chorstücke, neben dem vielen Musikunterricht für den Lebensunterhalt der sechsköpfigen Familie, dafür aber Unmengen von Briefen.Was die Filmemacherin Alexandra Pohlmeier daraus unter dem Motto "Ewig Dein" zu einem Lese- und Liederabend in der Schwartzschen Villa zusammengestellt hat, beleuchtet weniger ein vielleicht verschüttetes musikalisches Talent - immerhin von Felix Mendelssohn gefördert - als vielmehr das "Lebenskunstwerk" einer zwischen Kunst und Alltag, privatem Glück und politischem Kampf balancierenden Beziehung.Eine kluge Dramaturgie konzentriert sich dabei ganz auf die Jahre 1848/49, die Niederlage der Demokratiebewegung, Gottfrieds Gefangennahme und seine von Johanna betriebene Befreiung aus der Haft.Ein Opernstoff.Nach anfänglichen Manierismen treiben Therese Hämer und Peter von Strombeck der manchmal recht blumigen Prosa das Pathos aus, verdeutlichen sie als heute verlorene Gefühlskultur.Auch die romantisch-gediegen gesetzten Lieder gewinnen durch den gar nicht "konzertanten" Schauspieler-Gesang, tatkräftig unterstützt von Ronald Balg am Klavier, aktuelle Dimensionen: Da erklingt mancher ehrwürdige Goethe- oder Heine-Text plötzlich wie im frechen "Dreigroschen"-Ton oder als hintersinnige Moritat à la Friedrich Hollaender und kann trotzdem noch viel von den "gebrochenen Herzen" erzählen, welche die "deutsche Freiheit" auch damals schon kostete.

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