zum Hauptinhalt

Kultur: Gehst du zur Göttin, vergiss die Harfe nicht Ungdiomssymfonikere bei Young Euro Classic

Bevor sich die Ungdiomssymfonikere, Norwegens nationales Jugendorchester, Schostakowitsch zuwenden, gönnen sie sich im Konzerthaus erst einmal ein ausgedehntes Heimspiel. Dazu darf man auch die Uraufführung von Stig Nordhagens Orchesterkomposition „Huldra“ rechnen.

Bevor sich die Ungdiomssymfonikere, Norwegens nationales Jugendorchester, Schostakowitsch zuwenden, gönnen sie sich im Konzerthaus erst einmal ein ausgedehntes Heimspiel. Dazu darf man auch die Uraufführung von Stig Nordhagens Orchesterkomposition „Huldra“ rechnen. Bei dem Stück handelt sich um eine in ihren Stimmungswechseln sehr effektvolle Hommage an die verführerische norwegische Waldgöttin: In der Tradition nordischer symphonischer Gedichte dürfen hier Harfen auch noch mal rauschen und Flöten Vogelstimmen imitieren. Dabei wirken die Orchesterfarben nicht billig, und die Übergänge zu den rhythmisch stark akzentuierten Temperamentausbrüchen der Göttin sind überzeugend inszeniert. Können die jungen Musiker unter der Leitung von Ole Kristian Ruud hier ihre klangliche und rhythmische Brillanz vorführen, zeigen sie in den Ausschnitten aus Griegs Schauspielmusik zu Peer Gynt, dass sie auch gute Zuhörer sind: Passgenau und zart hüllen sie Solveig Kringelborns Stimme in ein feines Klanggewand ein, doch sie sind auch hellwach, als die Sopranistin mit Erzähltalent und Witz drei von Witold Lutoslawskis reizenden „Chantefleurs et chantefables“ vorträgt.

Für ein Projektorchester wie die Ungdomssymfonikerne, die ihren Orchesterklang jede Saison neu erarbeiten müssen, stellt Schostakowitschs doppelbödige 5. Sinfonie die ultimative Herausforderung dar. Doch schon das Thema des ersten Satzes klingt tatsächlich bedrückt statt unsicher und auch der spätere Gewaltausbruch ist mehr als nur Rausch an der eigenen Klangkraft. Ein wenig Nervosität spürt man im ironischen Walzer des zweiten Satzes, der etwas mehr sarkastischen Biss vertragen könnte. Dennoch können die Musiker auch hier grundsätzlich die Spannung halten und sie zum Ende hin auch steigern – wobei ihnen das Kunststück gelingt, so feine Zwischentöne wie die leise aber abgrundtiefe Verzweiflung des Largos und den verordneten Jubel des Finales äußerst klar und differenziert zu erfassen. Carsten Niemann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false